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Holzhochhaus - HoHo Wien

Das HoHo Wien befindet sich in der Seestadt Aspern im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Mit 24 Geschossen und 84 Metern Höhe ist es nach dem Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal das weltweit zweithöchste Holzhochhaus. Das HoHo Wien steht auf einem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück direkt an der U-Bahn-Station Seesstadt sowie an einer angrenzenden Hochgarage. Neben Büros beinhaltet es ein Hotel, ein Fitnessstudio, Restaurants und Apartments. Der äußere Holzanteil liegt ab dem Erdgeschoß bei 75 Prozent, in den Innenräumen bestehen die Decken und Wände aus Fichtenholz.

Element Holz erleben

Architektonisch besticht das HoHo Wien mit seiner höhengestaffelten Silhouette und einer Fassadentextur, die an Baumrinde erinnern soll. Im Inneren des Holzhochhauses lassen sichtbare Holzoberflächen der Decken und Außenwände das Element Holz erleben. Das HoHo Wien profitiert zum einen von einem modularen Aufbau. Zum anderen von einer individuell maßgeschneiderten und jederzeit veränderbaren Flächennutzungsgestaltung ohne großen nachträglichen Aufwand. Die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit vom HoHo Wien ergibt sich aus der Bündelung konzeptueller Ansätze: Der Werkstoff Holz ist von sich aus ressourcenschonend. Die flexible und nutzerbezogene Grundrissgliederung sorgt zusätzlich dafür, dass das Gebäude lange genutzt werden kann – Ökonomie und Ökologie als Synthese und Synergie.

75 Prozent des Hochhauses bestehen aus Holz, der Kern ist aus Beton. Auch die Decken aus Massivholz werden von einer dünnen Betonschicht ergänzt. Durch die Fertigteilelemente wurde auch die Bauzeit minimiert. Beim Bau konnten 2.800 Tonnen CO2 eingespart werden und durch den hohen Anteil von Holz wurden deutlich weniger Zement und Stahl benötigt. Das Konzept umfasst zudem auch Aufzüge mit Energierückgewinnung, Photovoltaikanlagen und Fundamentabsorber sowie ein dezentrales Lüftungssystem mit Konditionierung.

Hybridbauweise

Beim HoHo Wien wurde ein klares, einfaches Konzept in Hybridbauweise gewählt. Den konstruktiven Anforderungen entsprechend, werden für jedes Konstruktionsteil die adäquaten Materialien eingesetzt. Jedes Material wird so eingesetzt, dass es jeweils am besten den unterschiedlichen Anforderungen an Statik, Brandschutz, Flexibilität, Ökonomie und Raumqualität entspricht. Aussteifende Beton-Kerne dienen der vertikalen Erschließung und Versorgung. Angedockt ist die Holzbaukonstruktion für die Volumina der eigentlichen Gebäudenutzung.

Das bewusst einfache System verwendet die Stapelung vier vorgefertigter, serieller Bauelemente: Stützen, Unterzug, Deckenplatten und Fassadenelemente. Die Stützen aus blockverleimtem Brettschichtholz mit der vorgesetzten Fassade aus Massivholz tragen die Decken im HBV (Holzbetonverbund). Das bedeutet, die Decken aus Massivholz werden von einer dünnen Betonschicht ergänzt, um die bauphysikalischen Eigenschaften auf einfache Weise zu optimieren. Außerdem war es notwendig, lediglich ein Knotendetail zu entwickeln, welches immer für die Verbindungen der Bauteile angewendet werden kann. Auf diese Weise entstand ein wirtschaftliches, hochflexibles und sicheres Gebäude mit einem hohen Nachhaltigkeitsgrad.

Aufbau des HoHo Wien
Quelle: cetus.at

Die strukturelle Trennung in der Errichtung der aussteifenden Kerne und der angedockten Nutzflächen aus Holz – ca. 80 Prozent der Gesamtfläche – erlaubte die zeitgleiche Herstellung und einen optimalen sowie reduzierten Bauablauf. Die präzise witterungsunabhängige Vorfertigung der Holzstützen, der Holzbetonverbunddeckenelemente und der Fertigteilrandträger garantierte die optimale Qualitätssicherung in der Ausführung. Die Witterungsbeständigkeit während des Zusammenbaues der vorgefertigten Elemente wurde durch einfache Verbindungen der Bauteile gewährleistet. Das Konzept der Reduktion auf wenige, einfache Bauelemente und -verbindungen in großer Zahl bewirkt wirtschaftliche Errichtungskosten. Der berechenbare Feuerwiderstand wird im HoHo Wien durch die angemessene Dimensionierung der Holzbauteile und die effiziente Konzeption des Gebäudes erreicht. Verkleidungen mit anderen Materialien sind daher nicht notwendig. So ist das Holz stets wesentlicher Teil der Innenraumatmosphäre. Das Gebäude wurde zudem mit einer hocheffizienten automatischen Löschanlage ausgerüstet.

Holz kräftiger als Beton

Holz als ressourcenschonender Werkstoff Holz ist eine natürliche Ressource und findet als Bau- und Werkstoff schon seit vielen Jahren Verwendung in der Baubranche. Aus gutem Grund: Holz bringt von Natur aus gute Eigenschaften für den Hausbau mit. Holz ist leicht zu verarbeiten und hat eine enorme Tragkraft bei geringem Eigengewicht. Ein Würfel aus Tannenholz mit einer Kantenlänge von vier Zentimetern kann vier Tonnen tragen. Damit ist Holz kräftiger als Beton. Außerdem ist Holz gleichzeitig stabil sowie elastisch, wodurch die Ressource vielseitig verwendbar ist. Holz beeinflusst aber auch das Raumklima positiv, da es viel Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann. Zudem leistet die Verwendung von Holz als Baustoff einen wichtigen Beitrag zum aktiven Klimaschutz: Verbautes Holz erspart der Atmosphäre jahrzehntelang CO2. Ein Kubikmeter verbautes Holz entlastet die Atmosphäre um eine bis zwei Tonnen CO2. Die CO2-Speicherfunktion von Holz hält auch noch an, wenn dieses verarbeitet bzw. verbaut wird.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht hat Holz gegenüber anderen Baumaterialien Vorteile: Holz ist zum einen eine Ressource, die schneller nachwächst als sie verbraucht wird. Daher zählt Holz heute zu den kostengünstigsten Werkstoffen. Zum anderen kann Holz möglichst lange im Verwendungskreislauf gehalten werden, da Holzkonstruktionen sowohl langlebig als auch recyclingfähig sind. Holzbauteile können leicht abgebaut werden und stehen danach noch für andere Nutzungen zur Verfügung, z. B. wenn aus einem alten Dachstuhl Möbel entstehen. Selbst wenn keine stoffliche Verwendung mehr in Frage kommt, kann das Holz als Energielieferant dienen. Diese wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile gilt es nun auch in den urbanen Bereichen zu nutzen. Die aktuellen technischen Möglichkeiten bieten die Chance, Holz auch als wesentliches Element im Hochhausbau einzusetzen.

Elemente der Fertigbauweise, HoHo Wien
Quelle: cetus.at

Beim Hoho Wien sparte die Holzbauweise gegenüber einer Ausführung in Stahlbeton rund 2.800 Tonnen CO2-Äquivalente ein. Das entspricht ca. 20 Millionen PKW-Kilometer oder 1.300 Jahre täglich 40 Kilometer Autofahrt. Außerdem spart die Holzbauweise gegenüber der Ausführung in Stahlbeton rund 300.000 Megawattstunden Primärenergie ein. Das entspricht ca. der Monatsleistung (31 Tage) eines Kraftwerks. Das HoHo Wien wird nach den Kriterien des neuen Bewertungssystems TQB (Total Quality Building) der ÖGNB (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) errichtet. Dadurch wird die Qualität des Holzhochhauses von der Planung über die Errichtung bis zur Nutzung dokumentiert und zertifiziert. Das Energiekonzept des HoHo Wiens umfasst sowohl Maßnahmen zur Energieversorgung als auch zur Vermeidung von Energieverlust. Dazu zählen unter anderem Aufzüge mit Energierückgewinnung, Photovoltaik-Anlagen, Luft-Wasser-Kollektoren für den Pool, Fundamentabsorber sowie ein dezentrales Lüftungssystem mit Konditionierung.

Alles unter einem Dach

Als Smart City steht die Seestadt zukunftsweisend für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die auf innovative Lösungen setzt und den bewussten, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen forciert. Da ist es naheliegend, dass ein Leuchtturmprojekt wie das HoHo Wien in der Seestadt Aspern den optimalen Standort gefunden hat. Passend zum Nachhaltigkeitskonzept der Seestadt liegt der Schwerpunkt beim HoHo Wien sowohl auf eine ökologische und nachhaltige Bauweise durch die Verwendung des Werkstoffs Holz als auch auf einem Low-Tech-High-Energy-Konzept.

Nach dem Prinzip „Alles unter einem Dach“ vereint das HoHo Wien Gewerbeflächen für Restaurants, Health, Beauty, Wellness, Business, Hotel und Appartements finden sich die sieben Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde, Holz, Metall und Leere im Nutzungskonzept der Gewerbeflächen wieder. Das HoHo Wien soll künftig das Konzept der Seestadt Aspern wiederspiegeln: Leben und Arbeiten, Karriere und Familie sowie Freizeit an einem Ort! Von Hotel- über Appartement- bis hin zu Büro und Gewerbeflächen befindet sich alles unter einem Dach. Selbst für das leibliche Wohl ist gesorgt. Und das alles in bester Lage direkt am See-Park und Nahe der U-Bahn.

Das HoHo Wien ist das zweitgrößte Holzhochhaus der Welt.
Bildquelle: stock.adobe.com / MysteryShot
Projektdaten HoHo Wien Aspern Seestadt Wien
Bruttogesamtfläche:25.000 m2
Mietfläche:19.500 m2
Grundstücksfläche:3.920 m2
Etagen:24 Geschosse
Höhe:84 Meter
Fertigstellung:2019
Investitionsvolumen:rund 65 Millionen Euro
Eigentümer/Auftraggeber:cetus Baudevelopment GmbH, Ing. Caroline Palfy/Günter Kerbler
Architektur und Planung:Rüdiger Lainer + Partner ZT GmbH, Arch. Univ. Prof. DI Rüdiger Lainer
Tragwerksplanung, Bauphysik und Gebäudetechnik: RWT+ZT GmbH, Dipl.-Ing. Dr. techn. Richard Woschitz
Brandschutzplanung:Kunz – die innovativen Brandschutzplaner, Dipl.-Ing. Alexander Kunz, MSc

Quellen

Bildquelle (Header): stocke.adobe.com / MysteryShot

Textquelle: Insa Schrader – Barrierefreie Bau- und Wohnkonzepte

Barrierefreie Bau- und Wohnkonzepte

Der Ratgeber zeigt, wie mit bedarfsgerechten und barrierefreien Lösungen die aktuellen Normen sicher erfüllt werden.