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Balkonkraftwerke

Lohnt sich die Photovoltaik-Anlage für alle?

„Guerilla-Kraftwerk“ nannten die Rebellen ihre kleinen Balkonkraftwerke, die sich bis zu ihrer Legalisierung 2019 in einem rechtlichen Graubereich bewegten. Seitdem boomen die Mini-PV-Anlagen. Doch was macht die Geräte so attraktiv?

Inhaltsverzeichnis

Was sind Balkonkraftwerke?

Balkonkraftwerke sind kleine Photovoltaik-Anlagen, die entgegen ihrem Namen nicht nur für den Balkon geeignet sind, sondern auch auf dem Dach, Carport, der Fassade oder im Garten angebracht werden können. Sie bestehen üblicherweise aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Der erzeugte Strom wird direkt über einen herkömmlichen Schukostecker in das Stromnetz eingespeist und liefert dem Verbraucher Strom. Daher werden sie gelegentlich auch als Stecker-Solaranlage bezeichnet.

Wenn der eingespeiste Strom nicht verbraucht wird, gelangt er einfach in das Netz des Energieversorgers und wird in einem anderen Haushalt verbraucht.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraft besteht im Wesentlichen aus drei wichtigen Komponenten: Die Solarmodule, der Wechselrichter und ein handelsüblicher Schukostecker.

Die maximale Leistung der verwendeten PV-Module wird hier in Wattpeak (Wp) angegeben. Üblicherweise liegt die Leistung der Solarmodule zwischen 300 und 350Wp. Um auf die gesetzlich erlaubten 600W zu kommen, werden häufig zwei Module montiert.

Für eine regelkonforme Einspeisung des Stroms in das Stromnetz ist der Wechselrichter erforderlich. Er wird direkt an die Solarmodule angeschlossen und hat mehrere Aufgaben. Zunächst wandelt er den ankommenden Gleichstrom in netztauglichen Wechselstrom um. Gleichzeitig verhindert er, dass mehr als 600W eingespeist werden. Zuletzt dient er als Sicherheit bei einem Stromausfall: Er stellt die Stromproduktion ein, sobald er nicht mehr an ein funktionierendes Stromnetz angeschlossen ist.

Eingespeist wird der Strom über einen Schukostecker in eine geeignete Steckdose. Da Strom den Weg des geringsten Widerstands nimmt, wird er direkt im Haushalt verbraucht. Sollte er dort nicht gerade nicht benötigt werden, geht er in das Stromnetz des Energieversorgers über und wird somit quasi „verschenkt“.

Um das zu verhindern, bieten einige Anbieter inzwischen spezielle Speicher an. Weitere Komponenten wie Messgeräte und das richtige Montagezubehör können häufig ebenfalls direkt beim Anbieter der Mini-PV-Anlagen erworben werden.

Wie viel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk?

Wie viel Strom eine Stecker-Solaranlage produziert hängt von verschiedenen Faktoren ab. Generell gilt jedoch, dass sie lediglich eine Leistung von rund 600W erreichen dürfen. Für die Einhaltung dieser Grenze sorgt ein regelkonformer Wechselrichter. Der wichtigste Faktor für die Stromausbeute ist der Standort des Moduls: Ein Solarmodul, das nach Süden ausgerichtet und nicht verschattet ist, liefert am meisten Energie. Entsprechend geringer fällt der Ertrag aus, wenn das Modul beispielsweise nach Westen oder Südosten ausgerichtet oder teilweise verschattet ist. Zudem besteht eine Wetterabhängigkeit: An Tagen mit vielen Sonnenstunden ohne Wolkendecke erzeugen PV-Anlagen mehr Strom.

Generell schwanken die Herstellerangaben zum Gesamtertrag einer Mini-PV-Anlage pro Jahr zwischen 250kWh und 350kWh. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 2300kWh pro Jahr in einem Einfamilienhaus oder 1300kWh pro Jahr in einem Ein-Personen-Haushalt entspricht das über 10%!

Brauche ich für ein Balkonkraftwerk eine Genehmigung?

Für eine Mini-PV-Anlage wird keine Genehmigung benötigt, aber sie müssen beim Stromanbieter angemeldet werden. Sie sind somit zwar nicht genehmigungspflichtig, aber meldepflichtig. Einige Stromanbieter stellen auf Ihren Internetauftritten extra Formulare zur Verfügung, bei anderen Anbietern müssen Sie sich telefonisch oder schriftlich nach dem Verfahren erkundigen.

Generell können Balkonkraftwerke auch beim Marktstammdaten-Register gemeldet werden. Anlagen bis zu einer Leistung von 600W sind zwar dort nicht meldepflichtig, aber zur Datenerfassung sinnvoll.

Kann ich mein Balkonkraftwerk auch im Garten betreiben?

Balkonkraftwerke benötigen zwingend einen Stromanschluss, um zu funktionieren. Es handelt sich dabei nicht um Solar-Inselanlagen, die autark Strom erzeugen können. Der Wechselrichter eines Balkonkraftwerks benötigt die Netzfrequenz vom Stromnetz, da er sie nicht selbst erzeugen kann. Daher trennt sich die Photovoltaikanlage bei Stromausfall automatisch vom Netz und produziert keinen Strom mehr.

Allerdings gibt es inzwischen Anbieter, die passende Photovoltaikspeicher und Wechselrichter anbieten, damit die Anlagen bei Stromausfall zu Inselanlagen werden und Strom produzieren. 

Ist ein Balkonkraftwerk gefährlich?

Ein Balkonkraftwerk ist nicht gefährlich. Die Wechselrichten registrieren, ob sie an ein funktionierendes Stromnetz angeschlossen sind. Wenn eine Mini-PV-Anlage vom Stromkreis getrennt wird, stellt sie ihren Betrieb ein, sodass das Berühren der einzelnen Komponenten nicht gefährlich ist. Zudem kann es so nicht zu unerwünschten Wechselwirkungen im Stromnetz kommen. Über die Richtlinien können Sie sich in der Anwendungsregel VDE-AR-N 4105 informieren.

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Die Preise für Energie sind in den letzten Monaten stark gestiegen und kennen auch weiterhin nur eine Richtung: Nach oben! Inzwischen kostet Strom rund 35Cent/kWh. Im absoluten Idealfall – bei einer Ausrichtung nach Süden ohne Verschattung – kann die Ausbeute mittlerweile rund 350kWh pro Jahr betragen. Die potenzielle Ersparnis beläuft sich damit auf rund 126€ pro Jahr. Eine Mini-PV-Anlage amortisiert sich abhängig vom Kaufpreis und Leistung nach 6-12 Jahren.

Welches Balkonkraftwerk ist empfehlenswert?

In Deutschland haben sich bereits einige wegweisende Firmen herauskristallisiert, die sehr gute Systeme zu einem fairen Preis verkaufen. Wenn die Anschaffung eines Balkonkraftwerks geplant ist, sollte Sie bereits im Vorfeld der Installationsort ermitteln, damit Sie das richtige Produkte und die passenden Zubehörteile auswählen können. Achten Sie beim Kauf eine möglichst lange Garantie für das Solarmodul und den Wechselrichter. Beim Solarmodul sollten es 20-25 Jahre sein, beim Wechselrichter 10-15 Jahre.

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