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Blütenpracht für wilde Bienen

Wildbienen sind vom Aussterben bedroht. Erfahren Sie hier, wie sie mit einigen einfachen Maßnahmen Ihren Garten oder Balkon zum Bienenparadies machen. 

Inhaltsverzeichnis

Bienen als wichtige Bestäuber

Bienen spielen eine entscheidende Rolle als Bestäuber. Die Universität Hohenheim schätzt, dass die Wirtschaftsleistung der Bienen umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro beträgt – pro Jahr! Dabei kann man ihnen unmöglich gerecht werden, indem man ihre Leistung in Geld übersetzt, da sie für unser Ökosystem unentbehrlich sind.

Bienen suchen Blüten auf, um dort Nektar und Pollen zu sammeln. Dabei kommen sie zwangsläufig mit dem weiblichen Blütenorgan und bestäuben es. In Deutschland vermehren sich so rund 80% aller Pflanzen! Die Pflanzenwelt bildet dann ihrerseits durch ihre Vielfalt und Blütenpracht die Lebensgrundlage zahlreicher anderer Lebewesen. Büsche und Bäume bieten zahlreichen Arten einen Lebensraum, während Obst, Gemüse und Getreide die Nahrungsgrundlage unzähliger Lebewesen bilden  – einschließlich uns Menschen. 

Wildbienen: Vom Aussterben bedrohte Spezialisten

Während die Bestände der Honigbiene (Apis mellifera) stabil sind, sieht es für die heimischen Wildbienen düster aus. Rund die Hälfte der 600 heimischen Wildbienenarten ist vom Aussterben bedroht. Die industrielle Landwirtschaft, Überdüngung, Pestizide und die Zersiedelung der Natur machen den meist hoch spezialisierten Wildbienen stark zu schaffen. 

Dabei sind Wildbienen häufig wahre Einzelkämpfer: Die meisten Wildbienen-Arten leben solitär und kümmern sich allein um ihre Brut. Je nach Art sind sie für den Nestbau sind auf verschiedene Bodenarten, Steilwände, Pflanzenhalme oder Totholz angewiesen. 

Einige Wildbienenarten wie die Gehörnte Mauerbiene (osmia cornuta) sind weniger stark spezialisiert als andere. Mit Nisthilfen an der Südseite und einem breiten Spektrum an Frühjahrsblühern lassen sie sich leicht anlocken. Daher gelten sie auch als nicht gefährdet. Andere Arten wie z.B. die Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina) stellen höhere Anforderungen: Sie ist auf offene Felsen als Nistplätze angewiesen. Darum ist sie in Deutschland sehr selten geworden und nur noch an wenigen Orten, darunter das Nördlinger Ries, zu finden.

Die gehörnte Mauerbiene ist eine anspruchslose Wildbienen-Art. Sie stellt keine besonderen Anforderungen an ihren Nistplatz und ist daher noch sehr häufig anzutreffen.
Foto: stock.adobe.com/fcerez

Welche Wildbienen leben bei mir?

Bevor Sie sich in die Planung Ihres Gartens stürzen, sollten Sie eine Bestandsaufnahme der bestehenden Situation machen. Dazu gehört neben einer Beurteilung des eigenen Gartens auch das Definieren der Zielvorgaben. Und das Ziel hängt ganz maßgeblich davon ab, welche Wildbienen-Arten in Ihrer Region vorkommen.

Eine erste Anlaufstelle ist vor allem in Baden-Württemberg der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster. In der Datenbank können Sie sich genau ansehen, welche Arten in Ihrer Region heimisch sind. 

Allerdings bietet es sich gerade für Laien auch an, sich bei örtlichen Naturschutzverbänden oder Imkern zu erkundigen, welche Wildbienen-Arten in der Region heimisch sind und wie Sie die Insekten im Idealfall unterstützen können.

Wann darf man Bäume schneiden? Zeiträume und Verbote im Überblick

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) gibt vor, wann und wie Laub-, Nadel- sowie Obstbäume zu schneiden und ggf. zu fällen sind. Doch wann darf man Bäume schneiden?

Blumen, Stauden und Gewächse für Bienen

Generell gilt: Wo es grünt und blüht fühlen sich Bienen heimisch. Wenn Sie Ihren Garten bienenfreundlich bepflanzen wollen, sollten Sie auf folgende Faktoren besonderen Wert legen: 

Blühpflanzen pflanzen

Für Honigbienen und wenig spezialisierte Wildbienen-Arten sind nahezu alle Blühpflanzen ohne gefüllte Blüten geeignet. Dazu gehören z.B. Obstbäume,  Beerensträucher, Gewürzpflanzen, Heilkräuter, Wildkräuter, Efeu, Margeriten, Lavendel und viele mehr. 

Blumen mit gefüllten Blüten sind so gezüchtet, dass die Blütenblätter auch Staubblätter sind. Für Bienen sind solche Pflanzen leider nicht geeignet, da sie dort weder Pollen noch Nektar finden können. 

Tipp: Wenn Sie im Blumenhandel oder Baumarkt unter freiem Himmel einkaufen, können Sie beobachten, welche Pflanzen von Bienen bevorzugt angeflogen werden. 

Auf die Blütezeit achten

Damit Bienen nicht nur im Frühjahr oder Sommer Blühpflanzen in Ihrem Garten vorfinden, müssen Sie auf die Blühzeiten Ihrer Pflanzen achten. Vor allem besonders früh oder spät im Jahr herrscht für die Bienen häufig Nahrungsknappheit.

Abhilfe schaffen hier früh blühende Pflanzen wie Krokusse oder Schneeglöckchen. Auch Haselnusssträucher beginnen bereits früh im Jahr zu blühen. Rosen oder Astern blühen z.B. bis in den Oktober hinein und bieten Bienen so Nahrung.  

Regionale Pflanzen wählen

Im Zweifelsfall können Sie das umliegende Nahrungsangebot immer erweitern. Achten Sie darauf, welche Pflanzen in den umliegenden Gärten und Brachflächen wachsen. 

Gegebenenfalls können Sie sich auch in lokalen Gärtnereien beraten lassen.

Spezielle Vorlieben beachten

Wenn Sie nicht nur Nahrungsgeneralisten anziehen wollen und gezielt bestimmte Wildbienen-Arten anlocken, müssen Sie sich im Vorfeld informieren, welche Pflanzen dafür besonders geeignet sind. 

Für Mensch und Biene: Die Kräuterpyramide

Von vielen bienenfreundlichen Maßnahmen profitieren nicht nur die fleißigen Bestäuber selbst, sondern auch der Mensch. Ganz besonders offensichtlich ist dies bei Küchenkräutern. Der Nektar der Kräuterblüten dient Bienen als Nahrung, während der Mensch seine Mahlzeiten mit frischen Kräutern verfeinern kann.

Dabei sind der Kreativität bei der Anpflanzung kaum Grenzen gesetzt. Auf dem Balkon tun es einfache Pflanztöpfe am Balkongeländer oder auf dem Pflanzregal, doch auch kleine Kräuterpyramiden bieten sich an. Im Garten erfreuen große Kräuterbeete, Kräuterpyramiden oder Kräuterspiralen nahezu ganzjährig den Gaumen von Mensch und Biene.

Für diesen Zweck eignen sich unter anderem Thymian, Oregano, Majoran, Rosmarin, Koriander, Schnittlauch, Salbei, Bohnenkraut und Minze hervorragend. 

Totholz und Steine: Lebensraum für Bienen

Abgestorbene Bäume oder weißfaule Äste diverser Laubhölzer bieten neben einigen Vogelarten wie z.B. Spechten auch vielen Insekten und Wildbienen einen Ort, wo sie Rückzugsmöglichkeiten finden und Nester bauen können. Viele heimische Bienenarten wie z.B. die blauschwarze Holzbiene oder die Garten-Wollbiene ziehen hier ihre Brut auf. Wenn Sie aus Sicherheitsgründen keine morschen Äste oder abgestorbenen Bäume in Ihrem Garten wollen, können abgestorbenes Holz in Ihrem Garten zu einem kleinen Stapel aufschichten, anstatt es zu entsorgen oder zu verbrennen. Bis es vollständig verrottet ist, dient es Generationen von nützlichen Insekten als Lebensraum.

Totholz bietet vielen Insekten Lebensraum. Die blauschwarze Holzbiene, eine der größten heimischen Bienenarten, baut dort ihr Nest und zieht ihren Nachwuchs auf.
Foto: stock.adobe.com/lotharnahler

Wer seinen Garten strukturieren möchte, kann auch auf Trockenmauern oder Steinhaufen zurückgreifen. Diese dienen nicht nur als Nistmöglichkeit für einige heimische Wildbienen-Arten, sondern kann auch mit trockenheitsliebenden heimischen Pflanzen wie Mauerpfeffer oder Grasnelke bestückt werden. 

Totholz und Steine? Kann ich nicht einfach ein Insektenhotel im Baumarkt kaufen und aufstellen?

Jein. Fakt ist, dass der Erhalt natürlichen Lebensraums immer Priorität gegenüber künstlichen Lösungen haben muss. Nur mit Insektenhotels kann das Artensterben nicht verlangsamt werden. Zudem nutzen nur vergleichsweise wenige Wildbienen-Arten dieses Angebot. Wichtig ist, beim Kauf darauf zu achten, welche Materialien verwendet wurden, verschieden große Nisthilfen anzubieten und auf die regional vorkommenden Bienen zu achten. Informieren Sie sich dazu am besten im Vorfeld genau. Zwei große Pluspunkte gibt es jedoch: Zum einen nutzen einige Bienenarten das Angebot gerne und zum anderen lassen sich Bienen dort gut beobachten.

Die Bienentränke - auch Bienen sind durstig

Besonders in heißen und trockenen Sommermonaten freuen sich Bienen und andere Insekten über zusätzliche Wasserquellen. Zwar decken Bienen einen großen Teil ihres Wasserbedarfs über den Nektar, doch gerade in besiedelten Gebieten, wo die Nahrung knapp ist und natürliche Wasserstellen versiegt sind, sind sie auf Hilfe angewiesen. An heißen Sommertagen müssen Bienen nämlich nicht ihren eigenen Durst stillen, sondern auch ihre Brut mit Wasser versorgen oder ihren Bienenstock mit gesammeltem Wasser abkühlen.

Eine Bienentränke mit Steinen. Einige Bienen sammeln Wasser, andere sind im Anflug.

Bienentränke einfach selbst machen

Eine Bienentränke für Ihren Garten oder Balkon können Sie auch ganz einfach selbst bauen. Sie benötigen:

  • Eine flache Schale oder einen Blumentopf-Untersetzer
  • Steine, Holz oder Korken
  • Einen sonnigen, windgeschützten Platz
Platzieren Sie die Schale jetzt einfach an einem geeigneten Ort in deinem Garten oder Balkon. Da Bienen nicht schwimmen können, bieten sich Steine oder Holzteile als Landemöglichkeiten an. Danach können Sie die Schale mit Wasser füllen.

Denken Sie daran, das Wasser regelmäßig zu wechseln.

Im Idealfall stellen Sie die Bienentränke an einem sonnigen und windstillen Ort in der Nähe der Nahrungspflanzen der Bienen auf. 

Tipp: Falls Sie bereits eine Wasserquelle wie z.B. einen Teich oder eine Zinkwanne in Ihrem Garten haben, können Sie mit einer naturnahen Gestaltung der Uferzone oder der Schwimmblattpflanzen wie Seerosen dort Landezonen für die Bienen anlegen.

Versiegelung ist Gift für die Natur

Bienen und andere Insekten brauchen strukturierte und vielfältige Flächen. Sie leben am Boden in der Erde oder im Sand, nutzen totes Holz und abgestorbene Pflanzen als Rückzugsmöglichkeit und finden ihre Nahrung in Blumen und Blüten. Doch naturnahe Flächen verschwinden rasant: Im Schnitt werden in Deutschland jeden Tag 54 Hektar versiegelt. Damit verschwinden Leben und Artenvielfalt unter Asphalt und Beton. 

Das bedeutet das Ende für artenreiche Böden, in denen Asseln, Milben, Springschwänze, Würmer, Insekten und Bodenmikroben das natürliche Gleichgewicht erhalten. Auch Bienen finden hier keine Brut- und Rückzugsmöglichkeiten oder Nahrung mehr und sterben aus. 

Unversiegelte Fläche: Steinpfade sind eine der vielen Lösungen, den Garten zu gestalten, ohne ihn zu versiegeln und das ökologische Gleichgewicht zu zerstören.
Foto: stock.adobe.com/Patryssia

Wenn Flächen in Gärten versiegelt werden müssen, bietet es sich an auf leichte Versiegelungen zurückzugreifen. Statt verfugten Pflasterflächen oder gar Beton bieten sich Natursteinpflaster mit weiten Fugen, Schotterflächen oder Rasengittersteine an. 

Ein Bonus: Nicht nur die Artenvielfalt profitiert von Entsiegelung, sondern auch der natürlicher Wasserkreislauf bleibt erhalten.

Der Blick in den Nachbargarten

Im eigenen Garten blühen nun fast das ganze Jahr heimische Blumen, Stauden und Gewächse. Das Summen von fleißigen Bienen und Hummeln erfüllt die Luft. In einem Stück Totholz baut eine Schwarzbürstige Blattschneiderbiene ihr Nest. Ohne viel Aufwand ist Ihr Garten zu einer Oase der Vielfalt geworden. 

Nun wird es Zeit, Freunde und Nachbarn einzuladen, um sie für den Schutz heimischer Insekten zu begeistern. Bienen – und vor allem auch andere Insekten – haben keine große Lobby. Angst, Ekel und Unwissenheit führen dazu, dass ihre Lebensräume und Nahrungsquellen zerstört werden. Doch in einem intakten Ökosystem greift alles ineinander, denn mit den Bienen verschwinden auch die Insekten, Pflanzen, Vögel und Säugetiere, die auf sie angewiesen sind. Extinction is forever: Was einmal ausgestorben ist, kehrt nicht mehr zurück. 

Fazit: Vielfalt für Bienen

Die Vorzüge eines bienenfreundlichen Gartens liegen auf der Hand. 

      • Sie engagieren sich aktiv für Tier- und Insektenschutz
      • Wildbienen und andere bedrohte Insekten finden in Ihrem Garten Zuflucht.
      • Bienenschutz ist kostengünstig: Sie müssen keine Geräte, teure Pflanzen oder aufwendige Anlagen kaufen
      • Bienenfreundliche Gärten sind schön. Durch die Vielfalt und unterschiedlichen Strukturen wirken sie ansprechend.
      • Ein wilder Garten spart Arbeit: Statt stundenlang unerwünschte Gewächse zu beseitigen, tote Pflanzen wegzuräumen und alles zu versiegeln, genießen Sie die Natur in ihrem Garten. 

Selbst wenn sie nur einen Teil ihres Gartens den Bienen überlassen oder nur Ihren Balkon bienenfreundlich gestalten, profitieren Bienen und andere Insekten