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Fassadenbegrünung: Wandaufbauten, Wandkonstruktionen und Baustoffe

Inhaltsverzeichnis

Ob und wie eine Fassade begrünt werden kann, hängt von den Konstruktionsformen, Bauweisen und Materialien der Außenwände und Fassaden ab. Gemäß FLL werden Außenwände nach Statik, Tragkonstruktion und bauphysikalischer Funktion in Bezug auf ihre Eignung für die Begrünung unterschieden. Die FLL unterscheidet ungedämmte und gedämmte Wände mit den nachfolgenden Unterbauweisen, die aber nochmals in weitere häufige Untergruppen unterteilt sind. In der Praxis gibt es sogar noch Zwischenformen:

Ungedämmte Außenwände

  • massive Wandaufbauten
  • Ständer- und Fachwerkbauweise
  • Luftkollektor-Fassaden zur Direkterwärmung der Wand

Gedämmte Außenwände

  • massive Wandaufbauten
  • Ständer- und Fachwerkbauweise
  • mehrschalige, nicht hinterlüftete Wandaufbauten
  • mehrschalige, hinterlüftete Wandaufbauten
  • Luftkollektor-Fassaden zur Erwärmung eines Luftvolumens

Die Beantwortung folgender Fragen ist für die Fassadenbegrünung dabei entscheidend:

  • Welche Tragfähigkeit hat die Fassade bzw. Wand?
  • Gibt es Fugen und Zwischenräume, in die Pflanzenteile einwachsen können?
  • Wo können Befestigungen der Kletterhilfen erfolgen?
  • Welche Befestigung (Dübel und Anker) ist erforderlich?
  • Muss die Wand bzw. Fassade in relativ engen Zeitabständen unterhalten werden?

Da Tragfähigkeit und Möglichkeiten der Befestigung von Kletterhilfen an den Wandkonstruktionen meist von außen nicht ausreichend beurteilt werden können, ist die Hinzuziehung eines Architekten oder Fachplaners erforderlich, vor allem, wenn keine Bauunterlagen mehr zur Verfügung stehen.

fassadenbegruenung haeufige fragen
Bevor die Fassadenbegrünung erfolgen kann, müssen zuerst Fragen zum Wandaufbau, Materialen etc. beantwortet werden. (Bildquelle: Sebastion Grote - stock.adobe.com)

Massive Wände ohne Wärmedämmung

Massive Wände bestehen aus Ortbeton oder Betonfertigteilen, aus Sichtmauerwerk aus Ziegel, Natur- oder Betonwerkstein, Kalksandstein oder Porenbeton oder aus ein- oder mehrlagig verputztem Mauerwerk. Sie sind für alle Arten von Fassadenbegrünung gut geeignet, sofern etwaige Risse und Fugen im Mauerwerk oder im Putz, in die Pflanzenteile einwachsen könnten, sowie Hohlstellen unter dem Putz, die dessen Tragfähigkeit verringern, zuvor ausgebessert, beseitigt oder verschlossen worden sind.

Fugen müssen vollständig vermörtelt sein. Bei mehrlagigen Putzen muss geprüft werden, ob diese auch für die Last eines Bewuchses mit Selbstklimmern geeignet sind. Auch bestimmte Oberflächenbeschichtungen wie z. B. wasserabweisende Beschichtungen, biozid-wirkende Anstriche oder Kunstharzputze können Selbstklimmer beeinträchtigen. Bei zweischaligem Mauerwerk bietet die Vormauerung i. d. R. keine ausreichende Tragfähigkeit zur Verankerung von Kletterhilfen.

Diese muss daher in der tragenden Hintermauerung erfolgen. Das gilt ebenso bei einer Verkleidung mit Fliesen oder Platten.

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Ständer- und Fachwerkbauweisen ohne Wärmdämmung

Fachwerkbauten haben tragende Pfosten aus Holz oder Metall. Die Ausfachungen haben keine statische Funktion und dürfen deshalb nicht zur Befestigung von Kletterhilfen dienen. Traditionelle Fachwerkbauweisen sind für die Begrünung mit Selbstklimmern ungeeignet, da Risse zwischen Ständern und Ausfachungen unvermeidlich sind.

fachwerkhaus und fassadenbegruenung
Eine traditionelle Fachwerkbauweise ist für die Fassadenbgerünung mit Selbstklimmern nicht geeignet. (Bildquelle: wkbilder - stock.adobe.com)

Luftkollektor-Fassaden

Luftkollektor-Fassaden zur Direkterwärmung der Wand weisen eine vor einem Luftspalt vor die Wand vorgehängte Fassade aus licht- und wärmedurchlässigen Platten (z. B. Glas, Acrylglas) auf. Ist eine Begrünung mit Kletterpflanzen vorgesehen, kommen nur laubabwerfende Gehölze infrage, da eine Aufheizung in der kalten Jahreszeit sonst nicht möglich wäre. Die sommerliche Verschattung durch Kletterpflanzen dagegen ist sogar erwünscht und kann Energiekosten für die Belüftung, eine Klimaanlage oder Außenjalousie einsparen. Eine Verankerung von Kletterhilfen ist jedoch nur bedingt möglich. Selbstklimmer sind nicht geeignet.

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Gedämmte Außenwände

Gedämmte Außenwände sind heute bei Neubauten und bei der Sanierung von Gebäuden der Regelfall.

Massive Wände mit integrierter Wärmedämmung bestehen aus Wärmdammbeton, Leichtbeton (Porenbeton) oder porösen Ziegeln und werden mit oder ohne Putz hergestellt. Eine Begrünung mit Selbstklimmern ist möglich. Bei der Montage von Kletterhilfen für Gerüstkletterpflanzen müssen wärmebrückenreduzierte Anker, bei Porenbeton spezielle Verbundanker verwendet werden.

Auch bei Ständer- und Fachwerkkonstruktionen mit Wärmedämmung sind wärmebrückenreduzierte Anker vorzuziehen, die wiederum nur in den tragenden Ständern, nicht aber in den Ausfachungen, montiert werden dürfen. Sie müssen zudem besonders lang sein, da sie durch die Dämmung hindurchreichen müssen. Des Weiteren müssen sie stabil oder konstruktiv gegen Verformung gesichert (z. B. abgestützt) sein, damit sie die Dämmung langfristig nicht durch Bewegungen aufscheuern, wodurch an dieser Stelle Wasser eindringen könnte.

Mehrschalige, nicht hinterlüftete Wandaufbauten mit Kerndämmung oder mit außen anliegender Dämmung, darunter auch Wärmedämmverbundsysteme, sowie mehrschalige, hinterlüftete Wandaufbauten stellen für die Montage von Kletterhilfen zumeist ein Problem dar, weil in der Vorsatzschale, der Dämmung und natürlich auch im ggf. vorhandenen Luftspalt keine tragfähige Befestigung von Ankern für Kletterhilfen erfolgen kann. Besondere Anker, die die große Hebelwirkung von der Kletterhilfe bis in den tragenden Wandkern ohne Verformung abtragen können, und zudem noch wärmebrückenreduziert sind, sind erforderlich. Eine Herausforderung stellt die nachträgliche Montage dar. Das Haftungsrisiko für Schäden an der Fassade (Wärmedämmung und Dichtigkeit) ist hoch und sollte deshalb nicht einfach von einem GaLaBau-Betrieb übernommen werden. Eine Nachfrage beim eigenen Haftpflichtversicherer dürfte manchen voreiligen Gärtner hier schnell eines Besseren belehren. Und wenn er es doch versuchen will: Es gibt spezielle Anker, Abstützungen, Halter und anderes Zubehör, nur muss man eben wissen, für welche Wandkonstruktion welche Befestigungselemente mit welcher Lastklasse und Ausziehkraft geeignet sind. Standarddübel, -schrauben, -haken und -anker aus dem Heimwerker-Baumarkt sind jedenfalls keine Lösung.

Besser ist es, wenn die erforderlichen Anker schon beim Bau der Wand und der Fassade vom Hochbau oder den Fassadenbauern eingebaut werden können.

Wärmedämmverbundsysteme sind für die Begrünung mit Selbstklimmern ungeeignet. Das gilt auch für vorgehängte Platten und Verkleidungen, für die auch Einschränkungen bei Gerüstkletterpflanzen gelten, da die Befestigung von Kletterhilfen nicht an den vorgehängten Platten erfolgen darf. Ebenso ist ein Eindringen von Pflanzentrieben in die Fugen zwischen den Platten möglich.

Luftkollektor-Fassaden zur Erwärmung eines Luftvolumens vor einer wärmegedämmten Wand können wie Luftkollektor-Fassaden zur Direkterwärmung der Wand begrünt werden.

Für wandgebundene Fassadenbegrünungen gilt hinsichtlich der Befestigung der Module oder des Untergrunds für den flächigen Bewuchs im Grunde dasselbe wie bei der Befestigungen von Kletterhilfen für Gerüstkletterpflanzen: Es sind geeignete Verankerungen in der tragenden Wand erforderlich, die die Dämmung nicht beeinträchtigen. Anschlüsse für die Bewässerung müssen vorhanden sein.

Checkliste zur Fassadenbegrünung

Was muss ich beachten, wenn ich eine Fassadenbegrünung an meinem Gebäude haben möchte? Eine Fassadenbegrünung kann bei Hitze einen positiven Einfluss auf das beschattete Gebäude sowie die Umgebung haben. Durch Reflexion des Sonnenlichts heizt sich das Gebäude weniger auf. Das Verdunsten von Wasser über die Blätter produziert kühle, frische Luft für die Gebäudeumgebung. Was Sie bei Planung und Bau einer Fassadenbegrünung für Ihr Gebäude beachten müssen haben wir in einer kostenlosen Checkliste für Sie zusammengefasst.

Gratisdownload Checkliste zur Fassadenbegrünung

Eignung von Wänden und Fassaden für die Fassadenbegrünung

  • Für die Fassadenbegrünung ist immer eine ausreichende Statik der Wand, alternativ eine stabile Hilfskonstruktion davor, erforderlich.
  • Selbstklimmer sollten am besten nur bei massiven Wänden verwendet werden, keinesfalls aber bei vorgehängten Platten.
  • Sowohl für Selbstklimmer als auch für Gerüstkletterpflanzen ist eine intakte Gebäudehülle ohne Risse und offene Fugen erforderlich.
  • Dauerhaft feuchte Wände sollen nicht begrünt werden.
  • Bei der Anbringung von Kletterhilfen für Gerüstkletterpflanzen und von wandgebundenen Fassadenbegrünungen sind geeignete Verankerungen erforderlich, um Schäden an der Fassade, insbesondere an der Dämmung, zu vermeiden. Die Verankerung darf nur in der tragenden Wand erfolgen. Hierfür gibt es spezielle Verankerungen, die beim Neubau oder der Sanierung einer Fassade am besten schon vom Hochbau oder den Fassadenbauern angebracht werden.
  • Fassaden mit häufigem Kontroll- und Instandhaltungsbedarf, wie z. B. Holzfassaden, sollten überhaupt nicht begrünt werden.
  • Traditionelles Fachwerk ist für die Begrünung mit Selbstklimmern ungeeignet.

Quellen

 

Das Baustellenhandbuch Garten- und Landschaftsbau

Bildquelle Header: Sebastion Grote – stock.adobe.com

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