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Vor- und Nachteile von Dachbegrünungen

Wer eine Dachbegrünung in Betracht zieht, hat in erster Linie ihre Vorteile im Blick: Das Regenwasser versickert besser und Pflanzen verbessern die Lebensqualität. Darüber hinaus haben Dachbegrünungen noch viel mehr Potenzial, aber auch einige Schwächen. Informieren Sie sich hier über die Vor- und Nachteile von Dachbegrünungen.

Inhaltsverzeichnis

Vorteile von Dachbegrünungen

Dachbegrünungen bieten folgende Vorteile:

  • Schutz der Dachabdichtung: Die Dachabdichtung wird durch die Schichten des Begrünungsaufbaus vor Einwirkungen und Beschädigungen geschützt. Insbesondere werden tages- und jahreszeitliche Temperaturänderungen abgemindert und die UV-Strahlung vollständig absorbiert. Die geringeren Beanspruchungen wirken sich positiv auf die Nutzungsdauer der Abdichtung aus.
  • Wasserrückhaltung: Die Begrünung speichert bei Regenereignissen das Niederschlagswasser zunächst und gibt nur einen Teil davon an die Entwässerung weiter. Dies geschieht aufgrund der Pufferwirkung des Schichtpaketes der Begrünung zeitverzögert. Der andere Teil der zwischengespeicherten Niederschlagsmenge wird später an die Umgebung durch Verdunstung abgegeben. Als Folge dieses Prozesses ergibt sich eine spürbare Entlastung der Entwässerung einschließlich der Vorfluter, was insbesondere bei Starkregenereignissen wichtig ist und zu einer Reduzierung der Hochwassergefahr beiträgt.
  • Verbesserung des Mikroklimas und der Luftqualität: Begrünte Dachflächen wirken sich positiv auf das Mikroklima aus. Sie heizen sich bei Sonneneinstrahlung nicht so stark auf, da die Pflanzen einen Großteil der Strahlung reflektieren und absorbieren, d. h. die Strahlung die Bauteiloberflächen gar nicht erreicht. Darüber hinaus wird durch Verdunstung über die Pflanzen der unmittelbaren Umgebung Wärme entzogen, was zu einer örtlichen Senkung der Lufttemperatur führt. Diese Effekte bewirken eine Verbesserung des Mikroklimas, was insbesondere bei städtischer Bebauung vorteilhaft ist. Darüber hinaus kann die Vegetation Staub und Schadstoffe aus der Luft binden und somit die Luftqualität verbessern.
  • Raumklima: Eine Begrünung kann sich günstig auf das Raumklima auswirken, was eine Steigerung der Behaglichkeit bewirkt. Insbesondere im Sommer führt die größere Wärmespeicherfähigkeit eines begrünten Daches zu einem langsameren Anstieg der Raumlufttemperaturen und zu einer geringeren Aufheizung der an das Dach grenzenden Räume.
  • Begrünung als Habitat: Dachbegrünungen können als Habitate für Vögel und Insekten sowie weitere Kleintierarten dienen und somit – gerade in dicht bebauten Innenstadtlagen mit versiegelten Flächen – einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt und der Renaturierung leisten.
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Besonders bei intensiver Dachbegrünung dürfen Pflegeaufwand und Anforderungen an die Statik nicht unterschätzt werden.
Bild: alisonhancock / stock.adobe.com

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Nachteile von Dachbegrünungen

Es ist allerdings zu beachten, dass Dachbegrünungen auch Nachteile mit sich bringen können:

  • Höhere Baukosten / Herstellkosten: Gegenüber einem konventionellen Flachdach ergeben sich bei einem begrünten Dach höhere Baukosten bzw. Herstellkosten. Diese ergeben sich im Wesentlichen aufgrund der Begrünung und der Tragwerksverstärkung zur Aufnahme der zusätzlichen Lasten – insbesondere bei Intensivbegrünungen.
  • Größerer Pflegeaufwand: Begrünte Dächer erfordern einen größeren Pflegeaufwand im Vergleich zu nicht begrünten Dachflächen. Insbesondere bei Dächern mit einer intensiven Begrünung sind regelmäßige Pflegearbeiten durchzuführen (z. B. Rückschnitt von Sträuchern und Gehölzen, Neu-Bepflanzung, Bewässerung bei Trockenperioden im Sommer usw.).
  • Größere Lasten / verstärkte Tragkonstruktion: Durch die Begrünung entstehen zusätzliche, bei großen Schichtdicken zum Teil erhebliche Lasten, die von der Tragkonstruktion des Bauwerks aufgenommen und mit der erforderlichen Sicherheit in den Baugrund weitergeleitet werden müssen. Bei einem Neubau können diese Zusatzlasten bereits beim Entwurf und der Bemessung der Bauteile berücksichtigt werden, so dass eine Begrünung in der Regel ausgeführt werden kann. Bei Bestandsgebäuden ergeben sich jedoch oft Probleme, da in vielen Fällen kaum Tragreserven vorhanden sind. Eine Begrünung darf daher nur aufgebracht werden, wenn die Tragfähigkeit der Bestandskonstruktion statisch nachgewiesen wurde, gegebenenfalls sind Verstärkungsmaßnahmen erforderlich. Bestandsdächer mit einer Kiesschüttung erweisen sich dagegen als unproblematisch, wenn an Stelle der Kiesschicht eine Begrünung aufgebracht werden soll, da die Belastung durch die Begrünung ähnlich groß ist wie die der Kiesschicht.
  • Aufwändige Reparatur der Dachabdichtung: Bei Schäden an der Dachabdichtung muss der Begrünungsaufbau abgeräumt werden, um die Schadstellen in der Abdichtung auszubessern. Dies kann sich als sehr aufwändige Maßnahme erweisen, da aus der Lage von Feuchtstellen innen nicht ohne weiteres auf die Lage der Schadstellen in der Abdichtung geschlossen werden kann. Unter Umständen sind großflächige Abräum-Maßnahmen der Begrünung erforderlich, um die Dachabdichtung zu reparieren.
  • Überbelastung und Schäden durch Umverteilung des Substrates: Wenn Reparaturen an der Dachabdichtung erforderlich sind, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Substrat nicht so auf der Dachfläche umverteilt wird, dass Schäden an den tragenden Bauteilen entstehen. Durch konzentrierte Anhäufungen des Substrats auf der Dachfläche kann es zu örtlich großen Belastungen der Dachkonstruktion kommen, mit der Folge der Überbeanspruchung und Schädigung der beanspruchten Bauteile bis hin zum Bauteilversagen. Aus diesem Grund sollten Substrat und Vegetation bei Arbeiten an der Dachabdichtung gegebenenfalls vom Dach entfernt und nicht auf diesem umgelagert werden.

Wenn Sie sich zu den Anforderungen, die eine Dachbegrünung an ein Bauwerk stellt, informieren wollen, dann klicken Sie hier.

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Autor: Prof. Dr.-Ing. Peter Schmidt

Textquelle: Neubau und Instandsetzung von Flach- und Gründächern

Header Bildquelle: Heiner Witthake / stock.adobe.com