Vom 60er‐Jahre‐Bau zum energieeffizienten Bürogebäude

Haus‐ und Grundbesitzerverein zieht vier Jahre nach Sanierung Bilanz.
Im Jahr 2015 brachte der Stuttgarter Haus‐ und Grundbesitzerverein sein vierstöckiges Bürogebäude energetisch auf Vordermann. Vier Jahre nach Abschluss der Sanierung hat der Eigentümer nun eine positive Bilanz gezogen: Der Endenergiebedarf ist wie berechnet von 228 auf 53 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m2a) gesunken, der CO2‐Ausstoß hat sich um vier Tonnen jährlich reduziert. Zudem erscheint das Gebäude in moderner Optik und sorgt ganzjährig für ein angenehmes Klima in den Büroräumen. Auf das vorbildhafte Sanierungsprojekt weist Zukunft Altbau hin, das vom Umweltministerium geförderte Informationsprogramm. Zu dieser Wandlung haben die Dämmung der Gebäudehülle, die Erneuerung der Heizung und der Einbau einer Lüftungsanlage beigetragen. Zudem setzt der Verein auf Solarstrom vom eigenen Dach – auf einer Fläche von 43 Quadratmetern erzeugt die Photovoltaikanlage über 5.000 Kilowattstunden klimafreundlichen Strom im Jahr.
Die Entscheidung, die im Jahr 1969 erbaute Geschäftsstelle in bester Stuttgarter
Halbhöhenlage energetisch sanieren zu lassen, fiel dem Geschäftsführer des Haus‐ und Grundbesitzervereins nicht schwer: Das Haus war in die Jahre gekommen, die Fassade stark angegraut und die energetische Bilanz ernüchternd. „Die Sanierung sollte unseren Energiebedarf und die CO2‐Belastung senken, dem Gebäude aber auch eine zeitgemäße Optik verpassen. Zudem sind in den Jahren zuvor immer mehr Vereinsmitglieder und Mitarbeiter hinzugekommen. Die Umbaumaßnahmen sollten deshalb auch den größeren Bedarf an Nutzfläche berücksichtigen“, sagt Ulrich Wecker, der Geschäftsführer von Haus & Grund Stuttgart.

Zeit für mehr Energieeffizienz und ein neues Gesicht

Zu dem umfassenden Sanierungsprojekt gehörte zunächst die Dämmung der Gebäudehülle, um den Heizenergiebedarf zu senken. Die Fassade enthält eine insgesamt rund 20 Zentimeter dicke Dämmung aus Polystyrol, das Flachdach wurde ebenfalls mit Polystyrol‐Hartschaum gedämmt und anschließend teilweise begrünt – ein optischer Höhepunkt mit Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten. Darüber hinaus erneuerten die Sanierer die Fenster; hier setzten sie vor vier Jahren noch auf eine zweifache Wärmeschutzverglasung. Auch der Einbau einer modernen Zu‐ und Abluftanlage zählte zu den Sanierungsmaßnahmen. Damit sind die Arbeitsräume ganztägig mit frischer Raumluft versorgt.
Um die Energiebilanz des Gebäudes noch zu verbessern, ist die alte, fossil betriebene Heizung einer Luft‐Wärmepumpe gewichen, sie liefert die Heizenergie. „Der Verein setzt darüber hinaus auch auf Solarstrom vom Dach“, berichtet Ulrich Wecker. „26 Photovoltaik‐Module liefern elektrische Energie für das öffentliche Netz. Mit einer installierten Leistung von 5,85 Kilowatt erzeugt die Solarstromanlage bereits seit 2009 rund 5.200 Kilowattstunden grünen Strom im Jahr und dient zudem als Anschauungsobjekt für unsere 22.000 Mitglieder“, so Wecker.

Wohlfühlen am Arbeitsplatz

Zusätzlich zur energetischen Sanierung haben die Bauherren den Außenbereich neu gestaltet und dem Vereinsgebäude ein modernes Erscheinungsbild verliehen. Das oberste Stockwerk lädt mit einer umlaufenden Terrasse zum Verweilen ein. Durch die Umbaumaßnahmen stehen dem Verein seit der Sanierung durch einen Zukauf zudem 180 Quadratmeter mehr Fläche zur Verfügung. Insgesamt beträgt die Fläche des mehrstöckigen Gebäudes nun 1.596 Quadratmeter.
Auch eine weitere Herausforderung beim Umbau eines Bürogebäudes konnte Haus & Grund Stuttgart meistern: Bei der Modernisierung von Wohngebäuden erfolgen die Baumaßnahmen meist in den Tageszeiten, in denen die Bewohner bei der Arbeit sind. Wird jedoch ein Bürogebäude saniert, stehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor dem Problem, dass Lärm und Schmutz die Arbeit beeinträchtigen. Hier wurde eine andere Lösung gefunden: „Die gesamte Belegschaft hat in dieser Phase auf andere Standorte in unmittelbarer Nähe ausweichen können“, sagt Wecker. Das hat dazu beigetragen, die Sanierung in genau zwölf Monaten umzusetzen. Die anfängliche Kalkulation konnte eingehalten werden, zusätzliche Kosten kamen nicht hinzu. „Auch vier Jahre nach der Sanierung sind wir sehr zufrieden mit dem Projekt, es wird von unseren Mitgliedern, die uns zu über 8.000 persönlichen Beratungen im Jahr aufsuchen, gut angenommen. Alles ist von
Anfang an geglückt, die Sanierungsmaßnahmen haben seither tagtäglich positive
Auswirkungen auf Energieverbrauch, Klimabilanz und das Wohlfühlen am Arbeitsplatz“, resümiert Wecker.

Nachhaltige Mobilität als i-Tüpfelchen

Zwei Elektro‐Tankstellen am Gebäude ermöglichen es Mitgliedern und Kunden, während ihres Besuchs, ihr E‐Fahrzeug kostenlos aufzuladen. Auch die eigene Fahrzeugflotte des Vereins wird sukzessive auf E‐Autos umgestellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haus & Grund Stuttgart bekommen zusätzlich einen finanziellen Zuschuss, wenn sie für den täglichen Weg zur Arbeit auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen. 

Steckbrief Sanierung

Energetische Sanierung eines Bürogebäudes in Stuttgart‐Mitte
Maßnahmen
– Dämmung von Fassade und Dach
– 2‐fach verglaste Wärmeschutzfenster
– Be‐ und Entlüftungsanlage
– Photovoltaik und Wärmepumpe
Ergebnis
– Die knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren ganzjährig von Komfort und angenehmem Arbeitsklima
– Der Endenergieverbrauch (Wärme) ist von 228 kWh/m2a auf 53 kWh/m2a gesunken.
– Die CO2‐Emissionen liegen bei 21 kg/m²a. Unsanierte Gebäude haben CO2‐Emissionen von 35 bis 75 kg/m²a.
Diese Projekt und weitere energetische Sanierungen sind auf www.sanierungsgalerie.de zu finden.

www.zukunftaltbau.de

Bildquelle: Zukunft Altbau