Solarstrom durch das größte Solarkraftwerk in der Karibik

Seit 2018 steht der Sehnsuchtsort Karibik nicht nur für traumhafte Strände und himmelblaues Wasser, sondern auch für regenerativen Strom. Denn das Euskirchener Unternehmen F&S Solar nahm 2018 das größte Solarkraftwerk der Karibik mit über 2 Mio. m² in Betrieb, um die Einwohner mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Warum die Wahl auf diesen Standort gefallen ist, erklärt Geschäftsführer Georg Schmiedel.

Herr Schmiedel, in der Karibik Urlaub machen, davon träumen viele. Aber ein großes, wirtschaftliches Projekt zu starten? Warum haben Sie genau diesen Standort für das Solarkraftwerk gewählt?

Erneuerbare Energien, hier die Solartechnik im Besonderen, sind ideale Lösungen für die Energieprobleme vieler Inselstaaten. Die Dominikanische Republik produziert mehr als die Hälfte ihres Stroms über veraltete Kraftwerke, in denen Schweröl verbrannt wird. Das ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch völlig ineffizient. Erschwerend kommt hinzu, dass das Öl regelmäßig mit Schiffen angeliefert werden muss und man vom Ölpreis und dem Dollarkurs abhängig ist. Andererseits verfügt das Land über eine unerschöpfliche Energiequelle: die Sonne. Die Globalstrahlung ist in der Dominikanischen Republik annähernd doppelt so hoch wie in Deutschland. Was liegt da näher, als der Bau großer Solarkraftwerke.

Lassen wir Zahlen sprechen. Wie viel Strom können Sie produzieren und wie viele Haushalte damit versorgen?

Die Zahlen sind, genau wie das gesamte Projekt, gigantisch. Der Solarpark produziert pro Jahr rund 98,5 Millionen kWh Strom. Bei einem Durchschnittsverbrauch von ca. 2.000 kWh pro Haushalt und Jahr, können also mehr als 49.000 Privathaushalte mit Strom versorgt werden. Insgesamt wurden auf einer Fläche von 1 Mio. m² mehr als 215.000 Solarmodule verbaut.

Stichwort Bürokratie: Wie lief die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden ab?

Sie finden in der Dom. Rep. eine professionelle, aber auch hoch bürokratische Verwaltung in allen Bereichen vor. Die Gesetzeslage ist verlässlich und präzise. Die steuerlichen Rahmenbedingungen sind komplex und unterscheiden sich teilweise deutlich von den deutschen Vorgaben. Amtssprache ist spanisch. Insgesamt dauern Genehmigungsprozesse verhältnismäßig lange. Einfache Anfragen müssen oft diverse Abteilungen durchlaufen. Schlussendlich ist die Verlässlichkeit jedoch hoch.

Und wie sieht es mit der unternehmerischen Konkurrenz aus, haben Sie mit vielen Mitbewerbern zu kämpfen?

Es kommen sehr viele Solarfirmen ins Land, gehen jedoch auch wieder. Wer nicht eine intensive Vorbereitungsphase durchläuft und umfangreiche Aufbauarbeit leistet, wird scheitern. Wir haben in unserem ersten Projekt drei Jahre Vorlaufzeit gehabt. Wir haben ein eigenes Büro vor Ort eröffnet, in dem mittlerweile fünf Mitarbeiter tätig sind. Für ein schnelles Geschäft ist dieses Land gänzlich ungeeignet. Was es dringend braucht, sind verlässliche Partner, die nachhaltiges Geschäft generieren.

Natürlich spielt das örtliche Stromnetz für das Solarkraftwerk eine große Rolle. Wie bewerten Sie die örtlichen Gegebenheiten?

Das kommt darauf an, welche Spannungsebene man betrachtet. Wir haben für unseren Solarpark ein eigenes Umspannwerk errichtet, das auf der höchsten Spannungsebene, der 138 kV Ebene, in das Netz einspeist. Dieses Hochspannungsnetz ist absolut stabil und hat eine Verfügbarkeit von über 99 %. Auf der Mittelspannungsebene und der dann kommenden 12,5 kV Ebene sieht es deutlich schlechter aus. Hier kommt es regelmäßig zu Störungen und in diesem Bereich kämpfen die Energieversorger nach wie vor mit Stromdiebstählen von Privatleuten.

Regenerativer Strom ist in Betracht auf die Klimafreundlichkeit nur die halbe Miete, wenn es um die Technik der Gebäude nicht gut bestellt ist. Wie sieht es denn damit aus?

In diesem Bereich ist die Dominikanische Republik auf dem richtigen Weg. Es gibt gute und nachhaltige Programme. Es wurde beispielsweise festgelegt, dass die Gebäude nicht mehr so extrem klimatisiert werden. Oft standen die Anlagen auf einem Zielwert von 18° C. Das wurde nun auf 22° C angehoben. Aber bedenken Sie auch bitte, dass das Land mit vielen Problemen zu kämpfen hat und man erst nach und nach das Bewusstsein der Bürger für energetisches Handeln sensibilisieren muss. Die Dominikanische Republik wird das schaffen. Es ist das aufstrebende Land in der Karibik.

Und welche Pläne gibt es für die Zukunft, soll der Solarpark weiter ausgebaut oder sogar neue Standorte eröffnet werden?

Der Solarpark Montecristi II ist bereits in der Genehmigungsphase. Hier werden wir in gleicher Größe (58 MW) einen zweiten Park in direkter Nähe zu Montcristi I bauen. Baubeginn soll Frühjahr 2019 sein. Mit der Fertigstellung rechnen wir Ende 2019/Anfang 2020. Darüber hinaus haben wir weitere 120 MW in der Planung und prüfen derzeit den Bau diverser kleinerer Solarparks, um dem dezentralen Gedanken Rechnung zu tragen. Es wird derzeit auch über Netzstabilisierung und Speichermöglichkeiten nachgedacht. Solarenergie wird sich zur Schlüsseltechnologie des Landes entwickeln und damit dauerhaft für Stabilität und wirtschaftliches Wachstum sorgen. Alle Mitarbeiter unseres Unternehmens sind stolz darauf, Initiator und Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein.

Danke für das interessante Gespräch, Herr Schmiedel und weiterhin viel Erfolg!

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Georg Schmiedel hat das Unternehmen F&S concept vor 30 Jahren mit seinem Geschäftspartner, Jörg Frühauf, gegründet. 2005 ist daraus die F&S solar concept als weiteres, eigenständiges Unternehmen hervorgegangen. Die Solarfirma arbeitet heute in verschiedenen internationalen Märkten, wie Uk, Holland, Spanien und der Karibik. Insgesamt arbeiten derzeit 50 Mitarbeiter in der Zentrale in Euskirchen.

Bildquellen

Header: F&S Solar

Portrait Schmiedel: Maurice Kohl Photography

Interview aus EnEV Baupraxis Ausgabe Januar/Februar 2019