Vorbildliche Sanierung der Grundschule in Bruckmühl-Götting
Enormer Sanierungsbedarf bei einer Grundschule im Landkreis Rosenheim: Der Bestandsbau der Schule erwies sich mit äußerst schlechten energetischen Werten als Energiefresser. Weder bauphysikalisch, bautechnisch, noch energetisch entsprach das Gebäude den heutigen Anforderungen. Nach der Generalsanierung ist der Bau jetzt energetisch wieder fit.
Im Rahmen einer umfangreichen Energieberatung führte der beauftragte Q5-Architekt Martin Schaub zunächst eine sorgfältige Analyse der Bestandsbauten durch. Diese diente als Grundlage für die erforderlichen baulichen Maßnahmen wie Wärmedämmung, Erneuerung der Fenster- und Türelemente, Optimierung der Gebäudetechnik inklusive Heizung und Beleuchtung sowie Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Ganzheitliche Planung
Allein schon aus energetischer Sicht war eine Generalsanierung unumgänglich. „Für das Schulgebäude war das höchste Eisenbahn. Der Bau aus dem Jahr 1966 hatte so gut wie keinen Wärmeschutz“, berichtet Martin Schaub. „Es war dringend notwendig, die thermische Hülle vollständig zu ertüchtigen.“ Gefordert waren eine Steigerung der Energieeffizienz zur Senkung der Energiekosten und zusätzliche Maßnahmen für zukünftige Barrierefreiheit. „Lange bevor über eine Heizung gesprochen wird, muss die Dämmung verbessert werden – vorrangig an Fassade, Fenstern und oberster Geschossdecke“, zeigt Martin Schaub den Ablauf seines Maßnahmenplans auf. Die weitreichenden Maßnahmen an der Gebäudehülle startete er mit dem Austausch von Fenstern und Außentüren. Außerdem wurden die Fassade und die oberste Geschossdecke gedämmt.
Aktionen in größerem Maßstab mussten geplant werden. (Bildquelle: Martin Schaub)
„Die Fassadendämmung brachte besonders viel, weil hier die meiste Energie verloren ging“, so Schaub. Es wurde ein Wärmedämmverbundsystem auf der Basis von Mineralwolleplatten, d = 20 cm, mit mineralischem Putz und Anstrich verwendet.
WDVS mit Mineralwolle und mineralischem Putz. (Bildquelle: Martin Schaub)
Als sehr effizient zeigte sich auch die Dämmung der obersten Geschossdecke.
Die Fenster und Außentüren wurden komplett erneuert. (Bildquelle: Matthias Rosin)
Weiter ging es im Kellerbereich: An der Außenseite der Kellerumfassung ließ der Planer eine 20 cm starke Styrodurplatte als Dämmung anbringen.
Kellerdämmung von außen. (Bidlquelle: Martin Schaub)
Die Lichtschächte wurden vor die Dämmung gesetzt. (Bildquelle: Martin Schaub)
„Aus konstruktiven Gründen konnten wir Maßnahmen zur Dämmung im Bereich des Kellerbodens nicht durchführen“, berichtet Schaub. Die im Baujahr betonierte Bodenplatte ist bei einer Sanierung nicht mehr zugänglich, Korrekturen waren hier leider nicht mehr möglich.
Für ein neues Lernumfeld
Im Zuge der Sanierung wurden sämtliche Innenräume modernisiert bzw. neu strukturiert. Das Resultat sind nicht nur hellere und kommunikativere Räume zum Lernen und Arbeiten, sondern auch ein energetisch zeitgemäßes und flexibles Gebäude, das nun wieder viele Jahrzehnte genutzt werden kann.
Große Fenster tragen viel Licht ins Innere. (Bildquelle: Matthias Rosin)
Klassenzimmer:
Vorher/Nachher
Die allumfassenden Modernisierungsmaßnahmen konnten in einer recht zügigen Bauzeit von acht Monaten durchgeführt werden.
In einem Klassenzimmer mit ca. 25 bis 30 Schülern ohne Lüftung steigt der CO2-Gehalt der Luft bereits nach 20 Minuten auf über 2.000 ppm. Gemäß der Raumlufttechnik in Schulen (VDI 6040) darf aber die CO2-Konzentration der Innenluft 1.000 ppm über längere Perioden nicht übersteigen. Dieses Ziel ist nur durch eine mechanische Lüftung zu realisieren, die regelmäßig für ausreichend frische Luft in den Klassenräumen sorgt und die belastete Luft abführt.
Deshalb wurde hier eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für die Klassenräume eingebaut. Mit guter Durchlüftung und klarem Kopf kann lässt es sich nun wieder konzentriert arbeiten.
Die zentrale Lüftungsanlage sorgt für ausreichend Frischluft in den Klassenräumen. (Bildquelle: Matthias Rosin)
Die Komfortlüftungsanlage trägt zudem enorm zur Energieeinsparung bei, da durch den integrierten Wärmetauscher ein wesentlicher Teil der Wärmeenergie aus der Abluft der Zuluft wieder zugeführt wird. Bei der ansonsten notwendigen Fensterlüftung wäre die Wärme verloren und müsste über die Heizungsanlage dem Raum wieder zugeführt werden. Alle Klassenräume in Erd- und Obergeschoss sowie der Werk- und Gymnastikraum im Keller wurden an die zentrale Lüftungsanlage angebunden.
Durch die neue Belüftungstechnik wird die Konzentrationsfähigkeit der Schüler deutlich gesteigert. (Bildquelle: Martin Schaub)
Für besseres Verstehen
Die Nachhallzeit ist eine Größe, die die Sprachverständlichkeit und die Lärmentwicklung in einem Raum wesentlich bedingt. Gute Unterrichtsräume sollten über eine vorteilhafte Sprachverständlichkeit verfügen. Das bedeutet, dass die Nachhallzeiten bestimmte Grenzen nicht übersteigen dürfen.
Martin Schaub ließ in verschiedenen Klassenzimmern, im Flur sowie im Werk- und Gymnastikraum Messungen der Nachhallzeiten durchführen. Die Untersuchung der akustischen Situation an der Grundschule zeigte, dass hier erhebliche Mängel vorlagen.
Um die Nachhallzeit zu dämpfen und die Sprachverständlichkeit zu verbessern, wurden Akustikplatten aus Gipskarton mit Mineralwolle und Holzweichfaserplatten als schallabsorbierende Materialien eingebaut.
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„Damit eine Heizungsoptimierung das mögliche Einsparpotenzial voll ausschöpft, sollte die Heizlast pro Raum, die benötigte Vor- und Rücklauftemperatur des Wassers und die Förderhöhe der Heizungspumpe berechnet werden“, sagt Martin Schaub. „Hier haben wir die beste Lösung durch den Austausch einzelner Komponenten wie Regler, Pumpen, Dämmung von Rohrleitungen und Durchführung eines hydraulischen Abgleichs erreicht.“
Bedeutend war auch die Umstellung der zentralen Warmwasserbereitung auf dezentrale Systeme. So entfallen in den Räumen, in welchen ein Warmwasserbedarf vorhanden ist, keine Wärmeverluste durch die Bevorratung von Warmwasser an. Die in der Schule neu installierten Heizungskomponenten versorgen auch die benachbarte Mehrzweckhalle mit Wärme. Für die angrenzende Halle mussten die Anlagenbereiche neu abgeglichen und Anpassungen an den Regelungen durchgeführt werden, um auf die geänderten Bedingungen im Schulgebäude mit nun wesentlich geringerem Wärmebedarf bedarfsabhängig reagieren zu können. „Es handelt es sich um mehrere ineinander greifende Maßnahmen, die von ihrem Aufwand und damit auch der Kostenbelastung als gering einzustufen sind, aber einen hohen Mehrwert durch einen deutlich niedrigeren Energieverbrauch – bei gleichen Nutzungsbedingungen – bringen“, erläutert Schaub.
Durch die optimale Gesamtsanierung und Umstellung des Heizsystems lassen sich knapp 65 % der Heizkosten sparen. (Bildquelle: Martin Schaub)
Vorbeugender Brandschutz
Zum baulichen Brandschutz zählt vor allem die Sicherstellung von baulichen Rettungswegen und damit einhergehend die Trennung des Gebäudes in Rauch- und Brandabschnitte. Es stellte sich heraus, dass die bauliche und technische Beschaffenheit des Hauses bei Weitem nicht ausreichte. Daher wurden Rauchschutztüren in allen Geschossen zur Abtrennung von Fluren und Treppenhaus eingebaut. Hinzu kamen neue Türen für den Werk- und Gymnastikraum im Kellergeschoss. Zusätzlich wurde eine Fluchttreppe an der Südfassade angebaut, um einen zweiten störungsfreien Rettungsweg für das Obergeschoss sicherzustellen.
Das Gebäude wurde im Rahmen des Konjunkturprogramms II gefördert. (Bildquelle: Matthias Rosin)
Aufgrund des Baualters standen beim Schulgebäude auch noch allgemeine Renovierungsmaßnahmen an, die ergänzend durchgeführt wurden:
Erneuerung von Fußböden
Modernisierung der Schüler- WCs
Erneuerung der Elektroinstallation mit RCDs (Fehlerschutzschalter)
Einbau einer zentral überwachten Sicherheitsbeleuchtung
Erneuerung der Hausalarmanlage nach aktuellsten Vorgaben
Datennetz in allen Klassenräumen und auch Zugriff auf die Haussprechanlage
Einbau einer komfortablen Sonnenschutzsteuerung gegen ungewolltes Aufheizen der Räume
Schließlich wurde die gesamte Beleuchtung durch energieeffiziente Lampen mit elektronischen Vorschaltgeräten erneuert. Tageslichtabhängig wird das Licht nun vollautomatisch geregelt, bei Abwesenheit greift der Präsenzmelder zur automatischen Abschaltung.
Durch die Maßnahmen an der Gebäudehülle konnte der Wärmebedarf des Gebäudes nachdrücklich gesenkt und gleichzeitig auch die Aufenthalts- und damit Lernbedingungen in den Innenräumen erheblich verbessert werden.
Das gelungene Beispiel zeigt, dass sich mit ganzheitlichen und energetisch durchdachten Konzepten Sanierungsmaßnahmen erfolgreich und wirtschaftlich umsetzen lassen. Als Ergebnis bekommt die Holnstainer Grundschule im Ort Bruckmühl-Götting ein modernes Schulgebäude, das nicht nur kommenden Anforderungen an Energieeffizienz genügt, sondern durch die Summe aller Maßnahmen für die Schüler und Lehrer ein modernes und leistungsfähiges Lehr- und Lernumfeld bietet.
Die Nord-Ostseite nach der Sanierung (Bildquelle: Matthias Rosin)
Die Südseite nach der Sanierung (Bildquelle: Matthias Rosin)
Daten und Fakten
Baujahr: 1966
Maßnahmen an der Gebäudehülle
Dämmung aller Fassaden
Dämmung der obersten Geschossdecke zum unbeheizten Dachspeicher
Dämmung von Dach, Wänden und Tür des Treppenhauses im Dachgeschoss
Erneuerung der Fenster und Außentüren
Dämmung der Kellerumfassung
Anlagentechnische Modernisierungsmaßnahmen
Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für die Klassenräume
Optimierung der Heizungsanlage durch Austausch einzelner Komponenten wie Regler, Pumpen, Dämmung von Rohrleitungen und die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs
Erneuerung der Beleuchtung durch energieeffiziente Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten, tageslichtabhängig geregelt und Präsenzmelder zur automatischen Abschaltung bei Abwesenheit.
Umstellung der zentralen Warmwasserbereitung auf dezentrale Systeme in den Räumen, in denen ein Warmwasserbedarf vorhanden ist, womit keine Wärmeverluste durch die Bevorratung des Warmwassers anfallen
Der Planer
Dipl.-Ing. Architekt Martin Schaub
Dipl.-Ing. Architekt Martin Schaub plant, gestaltet, modernisiert und baut aus Leidenschaft. Architektur ist für ihn ein ganzheitliches Zusammenspiel aus Umwelt und Mensch, Tradition und Innovation sowie Funktionalität und Atmosphäre. Dabei ist ihm Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine ebenso selbstverständliche Verpflichtung wie der Einsatz von gesunden Baustoffen und Materialien.
Räume zum Leben und Arbeiten sind – nach der Kleidung – die dritte Haut des Menschen. Sie sollen zum Wohlfühlen einladen und Sicherheit und Gemütlichkeit bieten. Neben praktischem Komfort finden die Bewohner auch eine innere Kraftquelle vor, die emotional berührt und feinsten Raumgenuss spürbar und erlebbar macht.
Mit großer Wachsamkeit beobachtet Martin Schaub den Baumarkt. Neue Entwicklungen und Veränderungen nimmt er auf, Weiterentwicklungen begrüßt er und bildet sich regelmäßig fort, um für seine Bauherren das Beste daraus zu machen.
ist Autorin und lebt in München. Nach Festanstellungen als Redakteurin und Pressesprecherin schreibt sie freiberuflich für verschiedene Architekturmedien. Sie hat sich zudem auf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Architekten und Ingenieure spezialisiert.
Quelle: Forum Verlag EnEV Baupraxis Ausgabe Januar/Februar 2015
Bildquelle Header: Martin Schaub
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