Diesen Artikel als PDF herunterladen

Die Fassadenbegrünung - Häuserwald statt Asphaltdschungel

Neues Jahr, neuer Hitzerekord: Besonders Städte leiden im Sommer unter wochenlangen Hitzewellen. Wie Fassadenbegrünung für Hitzeschutz im Asphaltdschungel sorgt, lesen Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Fassadenbegrünung: Hitzeschutz und weitere Vorteile

Pflanzen sind cool – im wahrsten Sinne des Wortes: Begrünte Flächen wie Parks, Gärten, Dachbegrünungen oder Fassadenbegrünungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas im Sommer.

Mikroklima: Beschattung und Kühlung

Pflanzen verschatten ihre direkte Umgebung, sodass die Sonnenstrahlen nicht direkt auf die Oberflächen treffen und diese erhitzen können. Viel wichtiger ist jedoch die Verdunstungskälte. Pflanzen verdunsten auf ihren Blättern Wasser und entziehen damit der Umgebungsluft Energie. Es wird kühler. Vor allem nachts bildet sich über Grünflächen auf diese Weise eine Kaltluftschicht.

Von diesem Effekt profitieren nicht nur horizontale Grünflächen wie Parkanlagen oder Dächer, sondern auch vertikale Flächen wie Fassadenbegrünungen. Das können Sie übrigens selbst testen: Nähern Sie sich an warmen Tagen Häusern mit dicht bewachsenen Fassaden. Der Temperaturunterschied ist deutlich spürbar.

Dämmung

In diesem Zusammenhang darf die Dämmwirkung der Fassadenbegrünung nicht vergessen werden. Denn nicht nur vorbeigehende Passantinnen und Passanten profitieren von dem Kühleffekt, sondern auch die Fassade heizt sich durch die Beschattung und Verdunstungskälte weniger stark auf. Aktuellen Messungen zufolge beträgt die Oberflächentemperatur dunkler Fassaden ohne Begrünung bis zu 30 °C mehr als bei eingewachsenen Fassaden.

Bindung von Staub und Schadstoffen

Ursprünglich standen die positiven Auswirkungen auf das Mikroklima sowie die Dämmwirkung bei der Pflanzung von Fassadengrün nicht im Mittelpunkt der Überlegungen. Wichtiger war Planerinnen und Planern die Bindung von Staub und Schadstoffen. Gebäudebegrünung bindet Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Feinstaub. Eine Studie von Pugh e al. weist sogar eine Reduktion von 60% des Feinstaubs auf Straßenniveau durch die Fassadenbegrünung hin.

Lärmminderung

Vor allem in Großstädten, aber auch an stark befahrenen Durchfahrtstraßen auf dem Land, spielt die Minderung von Verkehrslärm eine bedeutende Rolle. Zum Teil erreicht der Straßenverkehrslärm einen Pegel von mehr als 65 dB(A) – das ist ganz schön laut und beeinträchtigt die Gesundheit der Anwohnenden enorm. Neben effizienten Lärmschutzmaßnahmen wie dem Austausch von Fahrbahnbelegen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Schallschutzfenstern kann auch Fassadenbegrünung zur Lärmminderung für die Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses beitragen: Sie verringert die Schallreflexion und reduziert so die Lärmbelastung um bis zu 10 dB(A).

Rückhalt und Verwendung von Niederschlagswasser

Bei bodengebundenen (s.u.) Fassadenbegrünungen kann Niederschlagswasser direkt zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden. Lokale Nutzung und Versickerung von Regenwasser trägt zu einer Entlastung der Kanalisation sowie zum Erhalt von wertvollem Grundwasser bei.

Ein echter Hingucker: Fassadenbegrünungen wie diese sind in Großstädten eine willkommende Abwechslung!
Foto: stock.adobe.com/Arndale

Ästhetische Aufwertung

Neben all den objektiven Vorteilen bietet Fassadenbegrünung allerdings noch einen ganz subjektiven Vorteil: Die dicht bewachsenen Wandflächen werten Orte optisch auf. Besonders durchschnittliche Fassaden werden durch die Fassadenbegrünung individualisiert und erhalten so ein einzigartiges Aussehen.

Dabei sind die positiven Auswirkungen nicht rein subjektiv: Grünflächen und Naturräume wirken sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen aus. Der Blick ins Grüne reduziert Stress und hat eine beruhigende Wirkung.

Checkliste zur Fassadenbegrünung

Was muss ich beachten, wenn ich eine Fassadenbegrünung an meinem Gebäude haben möchte? Eine Fassadenbegrünung kann bei Hitze einen positiven Einfluss auf das beschattete Gebäude sowie die Umgebung haben. Durch Reflexion des Sonnenlichts heizt sich das Gebäude weniger auf. Das Verdunsten von Wasser über die Blätter produziert kühle, frische Luft für die Gebäudeumgebung. Was Sie bei Planung und Bau einer Fassadenbegrünung für Ihr Gebäude beachten müssen haben wir in einer kostenlosen Checkliste für Sie zusammengefasst.

Gratisdownload Checkliste zur Fassadenbegrünung

Bauweisen

Welche Art der Fassadenbegrünung für ein Gebäude am sinnvollsten ist, hängt von den lokalen Gegebenheiten, der Bausubstanz und den Wünschen der Planenden ab. Kleinere Projekte wie einzelne bodengebundene Kletterrosen können auch von Laien selbst durchgeführt werden.

Größere Projekte mit komplexen Systemen setzen häufige bauliche Veränderungen voraus. Damit diese zielführend sind und Sie nicht bereits nach dem ersten Winter wieder von vorne beginnen müssen, sollten Sie sich von einer Fachfirma beraten lassen.

Profi für Ihre Fassadenbegrünung gesucht?

Nutzen Sie unsere Suche im Firmenverzeichnis und finden Sie schnell und einfach Ihren passenden Partner für Ihr Bauprojekt!

Zur Suche im BAU-Index

Bodengebundene Begrünung

Bei der bodengebundenen Begrünung wird die Pflanze vor der Fassade direkt in den Boden gepflanzt. Selbstklimmer wie z.B. der Efeu oder wilder Wein können von hier ohne Unterkonstruktion mit Hilfe ihrer Kletterwurzeln oder Haftscheiben an der Fassade entlang wachsen. Bereits bei kleinen Schäden in der Fassade besteht jedoch das Risiko, dass die Pflanzen die Fassade durch Abplatzungen und Absprengen massiv schädigen. Besser ist eine Unterkonstruktion als Wuchshilfe: Sie sollte aus Metall, Holz oder Draht-oder Kunstfaserseilen bestehen. Zudem darf sie sich in der Sonne nicht auf mehr 60 °C aufheizen oder pflanzenschädlich beschichtet sein. Spannkraft und Wandabstand hängen dabei von der Wahl der Pflanze ab:

PflanzennameRankhilfe?Heimisch?
Waldrebe
Efeu
Kletterrosen
Geißblatt
Blauregen
Wilder Wein
Wildreben
Kletterhortensien

Eine ausführliche Version dieser Tabelle finden Sie beim NABU.

Bodengebunden Fassadenbegrünung mit Rankhilfe in Form eines Gitters aus Seilen.
Foto: stock.adobe.com/Robert Marktl

Begrünung mit Tragesystem

Wenn keine Möglichkeit besteht, die Pflanzen direkt in den Boden einzupflanzen, haben sich bodenständige Tragkonstruktionen bewährt. Damit diese möglichst effizient sind, richtet sich die Dimensionierung nach der Art der Pflanzen und berücksichtigt bei der Planung den Lichteinfall durch Gebäudeöffnungen. Das Tragsystem dient gleichzeitig als Kletterhilfe und Bewässerungssystem.

Wandgebundene Begrünung

Wand- oder fassadengebundene Begrünungssysteme bieten sich vor allem im urbanen Raum an, wenn keine Bodenfläche für die Bepflanzung zur Verfügung steht. Da die Pflanzen keinen direkten Bodenkontakt haben, müssen Sie mit Hilfe spezieller Systeme mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Der Wartungsaufwand und die Pflege sind daher bei wandgebundenen Begrünungen deutlich höher als bei bodengebundenen Fassadenbegrünungen.

Mehr zu den komplexen Voraussetzungen des Mauerwerks und zu geeigneten Wandkonstruktionen für Fassadenbegrünungen finden Sie in folgendem Beitrag:

Fazit

Verbesserung des Mikroklimas, Lärmminderung, Verringerung der Schadstoffbelastung, Individualisierung: Die Liste der Vorteile von Fassadenbegrünungen ist lang. Daher ist es sehr erfreulich, dass sich immer mehr Gemeinden und Privatpersonen entscheiden, geeignete Gebäude nach einer Prüfung der lokalen Voraussetzungen und einer Beratung durch kompetente Fachfirmen zu begrünen.

Quellen