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Holzfaserdämmung - So ökologisch wie ihr Ruf?

Nachwachsende Rohstoffe liegen im Trend und Holzfaserdämmung bildet da keine Ausnahme. Der Dämmstoff aus Holzfasern von Nadelbäumen ist vielseitig, effizient und modern. Eine breite Produktpalette hält für nahezu jeden Dämmwunsch eine passende Lösung bereit. Dabei ist der Einbau vergleichsweise unkompliziert. Aber ist Holzfaserdämmung so nachhaltig wie sie verspricht? Erfahren Sie hier alles zur Herstellung und den Vor- und Nachteilen von Holzfasern.

Inhaltsverzeichnis

Von Nadelwald zur Holzfaser

Für die Gewinnung von Holzfasern für die Dämmung werden vor allem Nadelhölzer wie Fichten, Kiefern und Tannen verwendet. Die fertigen Dämmmatten und – platten profitieren hinsichtlich ihrer Rohdichte und Festigkeit enorm von der Qualität und Länge der Fasern von Nadelholz.

Für die Herstellung von Faserdämmstoffen werden überwiegend Reste aus der Sägewerken (Schwarten und Spreißel), Hackschnitzel und Schwachhölzer verwendet.

Nadelwald als Holzfaserlieferant
Nadelwald: Holzfaserdämmung wird primär aus Nadelholz hergestellt. Besonders beliebt sind Fichte oder Tanne.
Bild: stock.adobe.com / Friedberg

Herstellung von Holzfaserdämmung

Holzfaserdämmstoffe werden entweder im Nassverfahren oder im Trockenverfahren hergestellt. Je nach Hersteller unterscheiden die Herstellungsprozesse sich in einigen Aspekten, die grundlegenden Abläufe bleiben jedoch gleich.

Das Nassverfahren

Für das Nassverfahren werden Hackschnitzel zunächst mit Dampf aufgeweicht und dann zerfasert. Danach wird das zerfaserte Holz mit Wasser zu einem weichen Brei vermischt. Anschließend wird das Gemenge mit Hilfe von Walzen gepresst, um das Wasser zu entfernen und große Flächen zu erhalten. Im Trockenkanal wird die Masse schließlich bei 160 – 220°C getrocknet und in Platten zu geschnitten. Der Vorteil des Nassverfahrens besteht vor allem darin, dass beim Nassverfahren keine künstlichen Klebstoffe und Bindemittel beigemischt werden müssen: Für die Verbindung der Holzfasern sorgen die natürliche Verfilzung der Fasern und das holzeigene Biopolymer Lignin.

Natürlich ist es möglich, weitere Zusatzstoffe wie Kautschuk, Paraffin oder Bitumen beizumischen, um z.B. feuchtigkeitsabweisende Holzfaserdämmplatten zu erhalten. Aus ökologischer Sicht ist dies jedoch kritisch: Der Dämmstoff Holzfaser ist damit nicht mehr rezyklierfähig.

Das Trockenverfahren

Beim Trockenverfahren werden die Holzfasern mechanisch aufgeschlossen und anschließend getrocknet. Um hier eine zuverlässige Bindung zwischen den Fasern zu gewährleisten, müssen Hersteller obligatorisch Bindemittel wie PUR-Harze beimischen. Dadurch ist das Trockenverfahren trotz des niedrigeren Wasserverbrauchs deutlich weniger nachhaltig als das Nassverfahren. Der Vorteil des Verfahrens liegt beim Endprodukt: Holzfaserdämmplatten, die im Trockenverfahren hergestellt wurden, sind besonders druck- und formstabil und somit ideal für die Trittschalldämmung geeignet.

Bauherren und Planern, denen besonders die Verwendung nachhaltiger und rezyklierfähiger Baustoffe wichtig ist, sollten bei der Wahl von Holzfaserdämmplatten also ein besonderes Augenmerk auf den Herstellungsprozess und die Zusammensetzung des Produkts richten.

Hand mit zwei Dämmstoffklötzchen. Daneben ein Taschenrechner und das Bild eines Hauses, das mit der Wärmebildkamera gemacht wurde.
Holzfaserdämmung oder Zellulosedämmung? Oder doch Mineralwolle? Die Wahl der geeigneten Dämmung ist nicht immer einfach.
Foto: stock.adobe.com / Ingo Bartussek

Baustoffeigenschaften von Holzfaserdämmung

Holzfasern begeistern vor allem durch ihre Vielfältigkeit. Es gibt sie sowohl als Einblasdämmung als auch als flexible Matten oder starre Dämmplatten in verschiedenen Dicken. Entsprechend breit ist ihr Anwendungsspektrum: Sie kommen klassisch als Wärmedämmung, zur Wanddämmung, als Fassadendämmung, als Zwischensparrendämmung, als Trittschalldämmung oder als Unterdachdämmung zum Einsatz.

Auch beim Brandschutz können Holzfasern durchaus punkten. Sie erreichen Brandschutzklasse B2 (normal brennbar), brennen jedoch nicht tropfend und nur mit geringer Rauchentwicklung ab. Somit bieten sie laut Fraunhofer-Institut vor allem in den frühen Phasen eines Brandes gegenüber Hartschäumen einen deutlichen Vorteil.

Checkliste Dämmstoffe

Gut gedämmte Gebäude schützen ihre Bewohner nicht nur vor Kälte, sondern auch vor übermäßiger Hitze. Eine Wärmedämmung spart also viel Energie und senkt damit ihre Heizkosten. Ebenso trägt sie aber zu einer Verbesserung des Wohnklimas sowie zur Instandhaltung des Gebäudes bei. Und als zusätzlichen Pluspunkt schützen gedämmte Gebäude auch noch die Umwelt. Wann also sollten Sie speziell darüber nachdenken ob Ihre Wärmdämmung ausreichend ist?

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Effizient, flexibel, gesund – Vorteile von Holzfaserdämmung

Gute Dämmeigenschaften

Holzfaserdämmung verfügt über hervorragende Dämmeigenschaften. Mit einer Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,040 W/mK und 0,055 W/mK liegen Holzfaserdämmplatten und Holzfasern aufgrund ihrer hohen Rohdichte im oberen Mittelfeld der Dämmstoffe. Andere NaWaRo-Dämmstoffe wie Zellulose oder Hanf weisen eine ähnliche Wärmeleitfähigkeit auf, Mineralwolle erreicht im besten Fall eine etwas geringere Wärmeleitfähigkeit. Dank umlaufender Nut und Feder entstehen bei der Montage keine Zwischenräume.

Wärmeleitfähigkeit ausgewählter Dämmstoffe
Polystyrol (EPS), Polystyrol (XPS)0,032 – 0,040 W/mK
Mineralwolle0,030 – 0,050 W/mK
Holzfaserdämmplatten0,037 – 0,052 W/mK
Schaumglas0,038 – 0,070 W/mK
Zellulose0,040 – 0,045 W/mK
Hanf0,040 – 0,080 W/mK
Intakte/evakuierte Vakuum-Isolationspaneele (VIPs)0,0004 – 0,008 W/mK

Hohe Flexibilität

Holzfaserdämmung ist aufgrund seiner hohen Produktvielfalt für viele Anwendungen geeignet. 

Auf dem Dach sind Holzfaserdämmplatten als Aufsparrendämmung oder Unterdeckendämmung sehr beliebt. Insbesondere wasserabweisende Dämmplatten mit Beimischungen von Bitumen oder Wachsen bieten hier zusätzlichen Schutz vor Nässe und Kälte. Holzfaserdämmmatten oder Einblasdämmung können je nach lokalen Voraussetzungen als Zwischensparrendämmung oder Untersparren eingebracht werden.

Holzfaserdämmung ist vielseitig: Die Dämmmatten kommen in vielen verschiedenen Anwendungsbereichen zum Einsatz.
Bild: stock.adobe.com / mhp

Allerdings punktet Holzfaserdämmung nicht nur auf dem Dach: Auch an der Außenwand als Teil eines WDVS oder hinter einer Vorhangfassade kommen Holzfaserdämmstoffe zum Einsatz. Im Innenbereich kann Holzfaser mit allen hohlraumbildenden Trennwandsystemen kombiniert werden. Am Boden hingegen profitieren Bewohner von dem hervorragenden Trittschallschutz fester Holzdämmplatten.

Gesundes Raumklima

Holzfaserdämmung trägt aufgrund seiner Eigenschaften erheblich zu einem gesunden Raumklima bei. Aufgrund ihrer hohen Rohdichte besitzt sie eine hervorragende Wärmespeicherfähigkeit und bietet somit einen geeigneten sommerlichen Hitzeschutz. Der Dämmstoff gibt die gespeicherte Wärme zeitversetzt und langsam wieder ab, wodurch die Innenräume wesentlich schwächeren Temperaturschwankungen ausgesetzt sind als der Außenbereich. Dadurch wird das Risiko für Übergradstunden minimiert.

Gleichzeitig ist Holzfaserdämmung auch diffusionsoffen, also dampfdurchlässig. Sie kann bis zu 20% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass dadurch ihre Dämmleistung beeinträchtigt wird. Bei trockener Wohnungsluft wird die Feuchtigkeit langsam wieder abgegeben.

Einfache Verarbeitung

Natürlich gilt auch für Holzfaserdämmstoffe nicht, dass sie ohne vorherige Planung und professionelles Werkzeug verbaut werden können. Dennoch können z.B. Holzfaserdämmmatten ganz einfach mit Dämmstoffmesser und Dämmstoffsäge passgenau zugeschnitten werden. Jedoch ist ein guter Staubschutz bei der Einbringung von Einblasdämmung und beim Zuschneiden der Dämmplatten notwendig, um beteiligte Handwerker und Privatpersonen nicht zu gefährden.

Ein Hand hält Holzfasern. Im Hintergrund Holzfasern als Einblasdämmung.
Staubige Holzfaserdämmung: Bei der Einblasdämmung ist ein guter Staubschutz wichtig.
Bild: stock.adobe.com / Ingo Bartussek

Nachteile von Holzfaserdämmung

Bei all den Vorteilen von Holzfaserdämmung gibt es natürlich auch einige Nachteile.

Hohe Kosten für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Ein wichtiger Punkt für viele Bauherren sind die Kosten. Holzfaserdämmung gehört mit bis zu 50 €/qm zu den teureren Dämmungen, wobei Holzfaserdämmplatten eher etwas teurer und Einblasdämmung etwas günstiger ist. Die ähnlich beliebte Zellulosedämmung ist mit bis zu 20 €/qm deutlich günstiger.

Vorsicht vor vermeintlicher Nachhaltigkeit

Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus der Produktvielfalt. Besonders Laien müssen sich bewusstmachen, dass nicht jede Holzfaserdämmung ökologisch sinnvoll ist. Besonders im Trockenverfahren hergestellte und mit Kunststoffen verklebte Holzfaserdämmplatten sind aufgrund der Beimischungen weniger nachhaltig als Dämmmatten, die im Nassverfahren hergestellt wurden. Je nach Anforderung und Anwendungsgebiet kann es also sinnvoll sein, hier auf nachhaltigere Alternativen zurückzugreifen.

Rohstoffknappheit

Holz ist mittlerweile ein begehrter Rohstoff. Deutschland exportiert nach wie vor rund ein Drittel des geschlagenen Laubholzes exportiert, obwohl die Nachfrage hierzulande extrem hoch und die Holzproduktion vergleichsweise niedrig ist. Dringend notwendige Maßnahmen zum Schutz heimischer Wälder tragen zur Knappheit leider ebenfalls bei. Mögliche Folgen wie Kurzarbeit in holzverarbeitenden Betrieben, Insolvenzen und Probleme in den Lieferketten. Dämmstoffe aus Holzfaser sind davon bisher noch nicht betroffen, aber die Rohstoffknappheit sollte dennoch auf jeden Fall einkalkuliert werden.

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Ein Baustoff der Zukunft

Holzfaser hat Zukunft. Das breite Produktspektrum, die Effizienz und die Nachhaltigkeit qualifizieren Holzfaserdämmungen als wichtigen Dämmstoff für energieeffiziente Häuser. Zudem punkten sie als Verwertungsmöglichkeit für ein Restprodukt aus der holzverarbeitenden Industrie und sind unter Umständen vollständig wiederverwendbar. Gleichzeitig sorgen sie für ein gesundes und angenehmes Raumklima. Informieren Sie sich jetzt bei einem Experten über Ihre Möglichkeiten für Ihr Zuhause!

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