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Nachhaltige Dämmstoffe der Zukunft

Zur Einhaltung der Anforderungen an den Wärmeschutz müssen Außenbauteile, die an beheizte Räume grenzen, in der Regel mit einer Wärmedämmung versehen werden. Zurzeit dominieren noch konventionelle Dämmstoffe den Markt.

Allerdings wird bei der Auswahl eines geeigneten Dämmstoffes in zunehmendem Maße auf Kriterien wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sowie auf ökologische Aspekte geachtet. In diesem Beitrag wird ein Überblick über die Eigenschaften und Anwendungsgebiete nachhaltiger Dämmstoffe gegeben, die auch zukünftige Anforderungen erfüllen.

Vor dem Hintergrund klimaschutzpolitischer Ziele so­ wie dem Bestreben nach nachhaltigem Handeln so­ wie dem schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde gewinnen Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (nawaRo) zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass nachhaltige Dämmstoffe in Zukunft verstärkt eingesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltiges Bauen

Unter dem Begriff Nachhaltigkeit ist die schonende Nutzung von natürlichen Ressourcen zu verstehen, wobei einerseits sichergestellt ist, dass diese dauer­haft verfügbar bleiben, und andererseits durch ihre Nutzung keine Beeinträchtigungen der Umwelt zu befürchten sind. Nachhaltiges Bauen zeichnet sich durch den Einsatz von Baustoffen und Baukonstruk­tionen aus, für deren Herstellung ein möglichst gerin­ger Energieaufwand erforderlich ist und die möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen aus ressourcen­schonendem Anbau hergestellt werden. Bei der Be­wertung des Energieaufwands ist insbesondere der Primärenergieinhalt von Interesse, der möglichst gering sein und aus erneuerbaren Energien stammen sollte. Eine weitere typische Eigenschaft von nachhaltigen Baustoffen ist die Möglichkeit, diese gefahrlos in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen (z. B. bei einem Rückbau oder Abbruch). Schließlich sind nachhaltige Bauprodukte emissionsarm und enthalten keine schädlichen Stoffe. Eigenschaften und Qualität von nachhaltigen Bauprodukten werden in der Regel durch ein entsprechendes Gütesiegel dokumentiert.

Eigenschaften nachhaltiger Dämmstoffe

Die bereits genannten Eigenschaften nachhaltiger Baustoffe lassen sich ausnahmslos auf Dämmstof­fe übertragen. Ökologisch nachhaltige Dämmstoffe
sind daher durch folgende Eigenschaften gekenn­zeichnet:

      • geringer Primärenergieeinhalt (PEI)
      • Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen
      • emissionsarm, keine schädlichen Inhaltsstoffe für Gesundheit und Umwelt
      • Möglichkeit der gefahrlosen Rückführung in die natürlichen Stoffkreisläufe bwz. Wiederverwertung
      • Zertifizierung und Gütesiegel

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Primärenergiegehalt

Der Primärenergieinhalt (PEI) gibt die zur Herstel­lung des Dämmstoffs erforderliche Energiemenge an. Er ist stark von der Art und vom Umfang der Verarbeitungsprozesse abhängig. Prozesse, bei denen die Rohstoffe erhitzt werden müssen, benötigen viel Energie und führen somit zu einem hohen Primärenergieinhalt. Typische Dämmstoffe mit einem hohen PEI sind beispielsweise Polystyrolschäume (insbesondere extrudiertes Polystyrol, XPS), Polyure­thanschäume (PU), Schaumglas (CG) und Glaswolle.

Auch Holzwolleleichtbauplatten (HWL) zählen zu den Dämmstoffen mit einem vergleichsweise hohen PEI, obwohl sie zu einem überwiegenden Teil aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt werden. Hinsichtlich des Primärenergieinhalts sind sie daher ungünstig zu bewerten.

Dagegen benötigen Her­stellungsprozesse, bei denen die Ausgangsmateria­lien nur mechanisch zerkleinert und gegebenenfalls noch weiter ohne Erhitzung behandelt werden müs­sen, deutlich weniger Energie. Typische Vertreter mit einem niedrigen PEI sind Dämmstoffe, die aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen bei ge­ringem Energieaufwand hergestellt werden. Hierzu zählen beispielsweise Materialien aus Flachs, Hanf, Holzfasern oder Schafwolle.

Auch Dämmstoffe aus Recycling-­Materialien weisen einen niedrigen PEI auf wie beispielsweise Zellulosefasern. Dies wird damit begründet, dass für ihre Herstellung ebenfalls nur Prozesse erforderlich sind, die relativ wenig Energie benötigen, z. B. Zerkleinerung und gegebenenfalls Imprägnierung. Allerdings wird der Energieaufwand, der ursprünglich für die Herstellung dieser Recycling-Stoffe aufgewendet wurde, nicht bei der Berechnung des Primärenergieinhalts berücksichtigt.

Primärenergieinhalt (PEI) verschiedener Dämmstoffe (Bildquelle: Prof. Dr.-Ing. Peter Schmidt)

Rohstoffe, Transport

Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Dämm­stoffen spielen neben dem Primärenergieinhalt auch Kriterien wie die Art der Rohstoffe sowie ihr An­-und Abbau, ihre Herkunft und die Transport­wege eine entscheidende Rolle. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gelten zwar als nach­haltig gegenüber konventionellen Dämmmateria­lien. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass durch den Anbau von nachwachsenden pflanzlichen Roh­stoffen wie z. B. Flachs und Hanf teilweise große Bodenflächen benötigt werden, die für Pflanzen für Nahrungsmittel nicht mehr zur Verfügung stehen.

Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die bei der Herstellung von Bauprodukten oder ande­ren Gütern anfallen, z. B. Holzfasern, sind daher besser zu bewerten. Bei mineralischen Rohstoffen, z. B. Gesteinen zur Herstellung von Mineralwolle, sind dagegen umweltschonende Abbauverfahren für die Bewertung der Nachhaltigkeit relevant.

Ein weiteres Kriterium für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Dämmstoffen sind die Transportwege für die Roh­stoffe. Besonders gut schneiden hierbei Rohstoffe ab, die regional verfügbar sind und nur über kurze Entfernungen transportiert werden müssen wie z. B. Holz und Zellulose. Bei Schafwolle hingegen ist zu beachten, dass für deren Transport je nach Herkunftsland erhebliche Transportwege anfallen kön­nen, wenn diese von anderen Kontinenten impor­tiert wird, z. B. bei Schafwolle aus Australien. Auch Kokosfasern sind aufgrund des langen Transports aus Übersee eher ungünstig zu bewerten.

Schädliche Inhaltsstoffe

Nachhaltige Dämmstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine für die Umwelt oder den Menschen bzw. andere Lebewesen schädlichen Inhaltsstof­fe oder Substanzen enthalten. Entscheidend ist, ob schädliche Substanzen im Dämmstoff gebunden sind und somit keine Gefahr darstellen oder frei vor­handen sind und daher beispielsweise ausdiffundie­ren können.

Als schädliche Substanzen gelten bei­spielsweise Borsalze, die in vielen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen als Flammschutzmittel zur Verbesserung des Brandschutzes eingesetzt wer­den. Dagegen sind Formaldehyd in Mineralwolle und Styrol in Polystyrolen unbedenklich, da sie in der Re­gel in chemisch gebundener Form vorliegen.

Entsorgung, Rückführung in die natürlichen Stoffkreisläufe, Wiederverwertung

Nachhaltige Dämmstoffe lassen sich beim Rückbau oder Abbruch problemlos in die natürlichen Stoffkreis­läufe zurückführen. Dämmstoffe aus nachwachsen­ den Rohstoffen können beispielsweise kompostiert werden, wenn sie keine künstlichen Bestandteile wie synthetische Fasern enthalten oder mit Flammschutz­mitteln imprägniert sind. Dämmstoffe aus aufgeblähten mineralischen Stoffen können als Zuschläge für Beton und Mörtel wiederverwendet werden, sofern sie keine schädlichen Substanzen wie z.B. Borsalze (Flamm­schutzmittel) enthalten. Dagegen sind Dämmstoffe aus Mineralwolle in der Regel nicht ohne Weiteres für eine Rückführung in die Stoffkreisläufe geeignet und müssen deponiert werden. Dämmstoffe aus Polystyrolen (EPS, XPS) lassen sich thermisch verwerten, sodass ein gro­ßer Teil ihres Energieinhalts genutzt werden kann.

Zertifizierung und Gütesiegel 

Der Nachweis der Qualität der umweltschonenden Eigenschaften nachhaltiger Dämmstoffe wird durch eine entsprechende Zertifizierung erbracht. Bei­spielsweise existieren das Zertifikat „natureplus“ des gleichnamigen Vereins [1], das Gütesiegel „Blauer Engel“ [2] und das RAL­Gütezeichen [3].

Das Zertifikat von „natureplus“ bestätigt die Einhaltung hoher Anforderungen auf allen relevanten Gebieten der
Nachhaltigkeit von Bauprodukten und genießt sowohl bei Baufachleuten und Verbrauchern als auch bei Um­weltverbänden, Regierungsinstitutionen und Systemen der Gebäudebewertung eine hohe Anerkennung.

Maß­gebende Kriterien für die Zertifizierung sind die Öko­bilanz des Herstellungsprozesses (z.B. Primärener­gieverbrauch, CO ­Emissionen), produktspezifische Laboruntersuchungen (auf schädliche Substanzen wie Formaldehyd­Emissionen, Schwermetalle, Biozide) sowie die Analyse des Produktkreislaufs hinsichtlich umweltverträglicher Ressourcengewinnung und Wie­derverwertung.

Mit dem Umweltzeichen von nature­ plus werden nur solche Dämmstoffe ausgezeichnet, die mindestens zu 85 % aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen bestehen. Außerdem dür­fen die Dämmstoffe einen bestimmten Primärenergie­inhalt nicht überschreiten (dieser ist abhängig vom Rohstoff) und keine Stoffe enthalten, die gesundheits- ­und umweltschädlich sind.

Eine Datenbank enthält eine umfangreiche Liste aller zertifizierten Dämmstoffe aus nachwachsenden und mineralischen Rohstoffen (www.natureplus­database.org).

Das Gütezeichen „Blauer Engel“ wird für Bauproduk­te verliehen, die umweltschonend sind, als gesundheitlich unbedenklich gelten und keine Schadstoffe enthalten. Mit diesem Gütezeichen werden Dämm­stoffe aus Steinwolle und Glaswolle sowie Holzwolleprodukte zertifiziert. 

Das RAL­Gütezeichen dient zur Zertifizierung von Dämmstoffen aus Mineralwolle und gibt an, dass die­se Stoffe keine krebserregenden Mineralfasern ent­halten, die in die Lunge gelangen können.

Anwendung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

Häufig verwendete Dämmstoffe aus nachwachsen­
den Rohstoffen sind:

      • Flachs
      • Hanf
      • Holzfasern, Holzspäne
      • Kokos
      • Kork
      • Reet
      • Schafwolle
      • Stroh
      • Zellulose

Die Rohstoffe, die für die Herstellung der Dämmstoffe verwendet werden, stammen entweder aus der land­- oder forstwirtschaftlichen Produktion oder fallen als Nebenprodukte bei der Produktion von Baustoffen (z. B. Holzfasern) an.

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (na­waRo) werden in verschiedenen Formen angeboten. Die Produktpalette reicht von Platten (z. B. Holzfaser­platten) und Matten bis hin zu losen Dämmstoffen, die als Einblasdämmung und Schüttung verwendet werden (z. B. Zellulose, Holzspäne). Der Marktanteil von Dämmstoffen aus nawaRo ist in Deutschland re­lativ gering und betrug im Jahre 2021 unter 10 % [4].

Regelwerke

Während die Anwendungsbereiche sowie Anforde­rungen und Eigenschaften für konventionelle Dämm­stoffe in der Regel in Normen umfassend geregelt sind, existieren für die meisten Dämmstoffe aus nach­ wachsenden Rohstoffen lediglich bauaufsichtliche Zulassungen.

Eine Ausnahme hiervon bilden Holz­wolle-Leichtbauplatten (WW) nach DIN EN 13168 [5], expandierter Kork (ICB) nach DIN 13170 [6] und Holzfaserdämmstoff (WF) nach DIN EN 13171 [7], die in den genannten Normen geregelt sind.

Für konventionelle Dämmstoffe (z. B. EPS, XPS usw.) steht dagegen ein umfassendes Regelwerk in Form von europäischen und nationalen Normen zur Verfü­gung. Beispielsweise sind die anwendungsbezogenen Anforderungen an Wärmedämmstoffe in DIN 4108­10 [8] geregelt, für Anforderungen und Eigenschaften der Dämmstoffe gilt die Normenreihe DIN EN 13162 bis DIN EN 13171. Auch wärme- und feuchteschutztech­nische Bemessungswerte, die für die Nachweise des Wärme­ und Feuchteschutzes benötigt werden, wer­den in DIN 4108­4 [9] mit wenigen Ausnahmen nur für konventionelle Wärmedämmstoffe angegeben, die in europäischen Normen geregelt sind.

Dagegen finden sich dort für die meisten Dämmstoffe aus nachwach­senden Rohstoffen keine Bemessungswerte. Durch diese teilweise historisch bedingte Vorgehens­weise bei der Regelung von Wärmedämmstoffen wird die Anwendung von Dämmstoffen aus nawaRo in der Praxis erschwert. Hierbei ist auch zu beachten, dass bauaufsichtliche Zulassungen in der Regel zeitlich
begrenzt auf Antrag des Herstellers vom DIBt (Deut­sches Institut für Bautechnik, Berlin) erteilt werden (in der Regel für eine Geltungsdauer von fünf Jahren).

Anwendung, Wärmeschutz, Brandschutz

Die Anwendungsgebiete und bauphysikalischen Kenn­werte von Dämmstoffen aus nawaRo ergeben sich aus den bauaufsichtlichen Zulassungen sowie für wenige Dämmstoffe aus den bereits genannten Normen. Hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit erreichen Dämm­stoffe aus nawaRo im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen in der Regel gleiche oder geringfügig schlechtere Kennwerte und sind somit als gleichwer­tig einzustufen.

Beim Brandverhalten ergeben sich allerdings einige Nachteile gegenüber vielen konven­tionellen Dämmstoffen. Da Dämmstoffe aus nawaRo aus organischen Rohstoffen hergestellt werden, gel­ten sie als brennbar und werden nach der Klassifizie­rung der DIN 4102­1 [9] in Baustoffklasse B (brennbar) eingestuft. Dabei werden die meisten Dämmstoffe aus nawaRo der Baustoffklasse B2 (normalentflammbar) zugeordnet. Auch nach der europäischen Baustoffklassifizierung nach DIN EN 13501­1 [10] erfolgt eine Einstufung in die Klassen D und E (normalentflamm­bar, brennendes Abtropfen/Abfallen). Aus diesem Grund ist die Anwendung von Dämm­stoffen aus nawaRo zurzeit auf die Gebäudeklassen 1 bis 3 (Gebäude geringer Höhe bis 7 m) begrenzt.

Die Anforderungen an den Brandschutz ergeben sich aus der Musterbauordnung (MBO) [11], die hier stellvertre­tend für die Landesbauordnungen herangezogen wird. Nach § 28 MBO müssen die Oberflächen von Außen­wänden sowie Außenwandbekleidungen einschließlich der Dämmstoffe schwerentflammbar oder nichtbrenn­bar sein. Dies entspricht Baustoffklasse B1 nach der Klassifizierung der DIN 4102­1. Außerdem wird gefor­dert, dass Dämmstoffe nicht brennend abfallen oder abtropfen dürfen. Diese Regeln gelten allerdings nicht für die Gebäudeklassen 1 bis 3, d. h. für Gebäude nied­riger Höhe bis 7 m. Hier dürfen auch normalentflamm­bare Dämmstoffe (Baustoffklasse B2 nach DIN 4102) eingesetzt werden. Bei Gebäuden der Gebäudeklas­se 4 (bis 13 m) und 5 (bis 22 m) sind zwingend nicht­ brennbare Dämmstoffe vorgeschrieben. Gleiches gilt für Hochhäuser (> 22 m Höhe).

Als Fazit kann festge­halten werden, dass Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen aus Gründen des Brandschutzes zurzeit nur für Gebäude niedriger Höhe (bis 7 m) zugelassen sind, sofern sie der Baustoffklasse B2 (normalentflammbar) zugeordnet sind. Für eine breitere Anwendung sind Verbesserungen des Brandverhaltens erforderlich, um die Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.

Vakuumdämmung

Die Vakuumdämmung zählt zu den Hochleistungs­dämmstoffen, d. h., sie ermöglicht hohe Wärme­dämmeigenschaften bei einer sehr geringen Dicke im Vergleich zu anderen Dämmstoffen. Die Vakuum­dämmung besteht aus einzelnen Vakuum­-Isolations­Paneelen (VIP). Bei einem Vakuum­-Isolations­Paneel handelt es sich um eine Dämmstoffplatte – meist aus Kieselsäure –, die mit einer Folie umhüllt und evaku­iert, d. h. entlüftet ist.

Im VIP herrscht somit quasi ein Vakuum, theoretisch ist hier die Wärmeleitfähigkeit gleich null. Allerdings treten im Bereich der Ränder der Vakuum-­Isolations­-Paneele Wärmeströme auf, sodass auch bei der Vakuumdämmung ein sehr ge­ringer Wärmedurchgang vorhanden ist. Die Wärmeleitfähigkeit ist allerdings sehr gering und liegt je nach Aufbau und Größe der VIPs in einem Bereich von etwa < 0,005 W/(mK).

Zum Vergleich: Ein üblicher Dämmstoff besitzt eine Wärmeleitfähig­keit von ca. 0,040 W/(mK), d. h., mit einer Vakuum­dämmung wird bei gleicher Dicke eine etwa acht­ bis zehnmal bessere Dämmleistung erzielt. Hieraus ergeben sich auch die wesentlichen Vorteile der Vakuumdämmung gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen.

Da deutlich geringere Dämmstärken erforderlich sind, um die gleiche Dämmleistung zu realisieren, eignet sich die Vakuumdämmung sehr gut für die energetische Sanierung im Bestand. Die Bauteilstärken bleiben moderat und werden nur um wenige Zentimeter gegenüber dem Bestand erhöht, selbst wenn sehr geringe Wärmedurchgangskoef­fizienten erreicht werden sollen. Auch für Neubau­ten ist die Vakuumdämmung sehr gut geeignet. Dies gilt insbesondere dann, wenn Gebäude mit einem sehr geringen Energiebedarf für Raumwär­me gefordert werden.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile. Beispielsweise dürfen die Vakuum­Isola­tions-Paneele nicht beschädigt werden (z. B. durch Anbohren), da in diesem Fall das VIP belüftet wird und die Wärmeleitfähigkeit stark ansteigt. Außer­dem ist eine detaillierte Planung erforderlich, aus der Lage und Größe der einzelnen VIPs hervorge­hen. Eine nachträgliche Bearbeitung der Vakuum­-
Isolations-­Paneele vor Ort, wie dies beim Aufbrin­gen herkömmlicher Dämmstoffe üblich ist, ist auf der Baustelle nicht möglich. Ein weiterer Nachteil, der zurzeit noch gegen einen häufigeren Einsatz der Vakuumdämmung spricht, sind die relativ hohen Kosten für Planung, Ausführung und Material im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen.

Vakuum-Isolations-Paneel (VIP) (Bildquelle: Prof. Dr.-Ing. Peter Schmidt)

Transparente Wärmedämmung

Bei der transparenten Wärmedämmung (TWD) han­delt es sich um ein Dämmsystem, das den Wärme­strom von innen nach außen verringert, d. h. als üb­liche Wärmedämmung wirkt, und gleichzeitig in der Lage ist, Wärme aus Sonnenstrahlung zu generie­ren und diese den Räumen zur Verfügung zu stel­len. Es werden verschiedene Systeme unterschie­den.

Die einfachste Form (direktes System) ergibt sich, indem die transparente Wärmedämmung Teil der Gebäudehülle ist und wie ein Fenster Sonnen­strahlung in den Raum lässt. Die Sonnenstrahlung wird auf den Raumoberflächen in Wärme umgewan­delt.

Bei indirekten Systemen ist die TWD auf einem Bauteil, z. B. auf einer Außenwand, angeordnet. Auf der Rückseite der transparenten Wärmedämmung befindet sich ein Absorber, der die Sonnenstrahlung in Wärme umwandelt. Die so erzeugte solare Wär­me wird vom Bauteil aufgenommen und den dahin­terliegenden Räumen zur Verfügung gestellt.

Das grundsätzliche Prinzip der TWD ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Die TWD ist unbedingt mit einer sensor­gesteuerten Sonnenschutzvorrichtung zu versehen, um ein zu starkes Aufheizen der Räume im Sommer zu vermeiden. Obwohl das Prinzip der TWD schon seit Jahrzehn­ten bekannt ist, beschränkt sich ihre Anwendung bis heute auf einzelne Objekte. Dies liegt einerseits an den höheren Kosten für Wärmedämmung und den obligatorischen Sonnenschutzmaßnahmen und andererseits an weiteren nachteiligen Randbedingungen wie bei­spielsweise einer fehlenden Normung.

Prinzip der TWD (Bildquelle: Prof. Dr.-Ing. Peter Schmidt)

Literatur:

[1] Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen – natureplus e. V., Neckargemünd
[2] RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V., Bonn
[3] RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V., Bonn
[4] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
[5] DIN EN 13168 (2015­04): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[6] DIN EN 13170 (2015­04): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation; Beuth Ver­lag, Berlin
[7] DIN EN 13171 (2015­04): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[8] DIN 4108­10 (2015­12): Wärmeschutz und En­ergie­Einsparung in Gebäuden – Teil 10: Anwen­dungsbezogene Anforderungen an Wärmedämm­stoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe; Beuth Verlag, Berlin
[9] DIN 4108­4 (2020­11): Wärmeschutz und Ener­gie­Einsparung in Gebäuden – Teil 4: Wärme­ und feuchteschutztechnische Bemessungswerte; Beuth
[10] DIN 4102­1 (1998­05): Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 1: Baustoffe; Be­griffe, Anforderungen und Prüfungen; Beuth Verlag, Berlin
[11] DIN EN 13501­1 (2019­05): Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandver­halten – Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bau­produkten; Beuth Verlag, Berlin
[12] Musterbauordnung (MBO); Fassung Novem­ber 2002, zuletzt geändert durch Beschluss der Bauministerkonferenz vom 27.09.2019
[13] DIN EN 13162 (2015­04): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation; Beuth Ver­lag, Berlin
[14] DIN EN 13163 (2017­02): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin

Quelle: Forum Verlag Herkert GmbH Infodienst Der Bauleiter

Bildquelle: lavizzara – stock.adobe.com

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