Zur Einhaltung der Anforderungen an den Wärmeschutz müssen Außenbauteile, die an beheizte Räume grenzen, in der Regel mit einer Wärmedämmung versehen werden. Zurzeit dominieren noch konventionelle Dämmstoffe den Markt.
Allerdings wird bei der Auswahl eines geeigneten Dämmstoffes in zunehmendem Maße auf Kriterien wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sowie auf ökologische Aspekte geachtet. In diesem Beitrag wird ein Überblick über die Eigenschaften und Anwendungsgebiete nachhaltiger Dämmstoffe gegeben, die auch zukünftige Anforderungen erfüllen.
Vor dem Hintergrund klimaschutzpolitischer Ziele so wie dem Bestreben nach nachhaltigem Handeln so wie dem schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde gewinnen Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (nawaRo) zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass nachhaltige Dämmstoffe in Zukunft verstärkt eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Nachhaltiges Bauen
Unter dem Begriff Nachhaltigkeit ist die schonende Nutzung von natürlichen Ressourcen zu verstehen, wobei einerseits sichergestellt ist, dass diese dauerhaft verfügbar bleiben, und andererseits durch ihre Nutzung keine Beeinträchtigungen der Umwelt zu befürchten sind. Nachhaltiges Bauen zeichnet sich durch den Einsatz von Baustoffen und Baukonstruktionen aus, für deren Herstellung ein möglichst geringer Energieaufwand erforderlich ist und die möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen aus ressourcenschonendem Anbau hergestellt werden. Bei der Bewertung des Energieaufwands ist insbesondere der Primärenergieinhalt von Interesse, der möglichst gering sein und aus erneuerbaren Energien stammen sollte. Eine weitere typische Eigenschaft von nachhaltigen Baustoffen ist die Möglichkeit, diese gefahrlos in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen (z. B. bei einem Rückbau oder Abbruch). Schließlich sind nachhaltige Bauprodukte emissionsarm und enthalten keine schädlichen Stoffe. Eigenschaften und Qualität von nachhaltigen Bauprodukten werden in der Regel durch ein entsprechendes Gütesiegel dokumentiert.
Eigenschaften nachhaltiger Dämmstoffe
Die bereits genannten Eigenschaften nachhaltiger Baustoffe lassen sich ausnahmslos auf Dämmstoffe übertragen. Ökologisch nachhaltige Dämmstoffe
sind daher durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:
- geringer Primärenergieeinhalt (PEI)
- Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen
- emissionsarm, keine schädlichen Inhaltsstoffe für Gesundheit und Umwelt
- Möglichkeit der gefahrlosen Rückführung in die natürlichen Stoffkreisläufe bwz. Wiederverwertung
- Zertifizierung und Gütesiegel
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Zur Suche im BAU-IndexPrimärenergiegehalt
Der Primärenergieinhalt (PEI) gibt die zur Herstellung des Dämmstoffs erforderliche Energiemenge an. Er ist stark von der Art und vom Umfang der Verarbeitungsprozesse abhängig. Prozesse, bei denen die Rohstoffe erhitzt werden müssen, benötigen viel Energie und führen somit zu einem hohen Primärenergieinhalt. Typische Dämmstoffe mit einem hohen PEI sind beispielsweise Polystyrolschäume (insbesondere extrudiertes Polystyrol, XPS), Polyurethanschäume (PU), Schaumglas (CG) und Glaswolle.
Auch Holzwolleleichtbauplatten (HWL) zählen zu den Dämmstoffen mit einem vergleichsweise hohen PEI, obwohl sie zu einem überwiegenden Teil aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt werden. Hinsichtlich des Primärenergieinhalts sind sie daher ungünstig zu bewerten.
Dagegen benötigen Herstellungsprozesse, bei denen die Ausgangsmaterialien nur mechanisch zerkleinert und gegebenenfalls noch weiter ohne Erhitzung behandelt werden müssen, deutlich weniger Energie. Typische Vertreter mit einem niedrigen PEI sind Dämmstoffe, die aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen bei geringem Energieaufwand hergestellt werden. Hierzu zählen beispielsweise Materialien aus Flachs, Hanf, Holzfasern oder Schafwolle.
Auch Dämmstoffe aus Recycling-Materialien weisen einen niedrigen PEI auf wie beispielsweise Zellulosefasern. Dies wird damit begründet, dass für ihre Herstellung ebenfalls nur Prozesse erforderlich sind, die relativ wenig Energie benötigen, z. B. Zerkleinerung und gegebenenfalls Imprägnierung. Allerdings wird der Energieaufwand, der ursprünglich für die Herstellung dieser Recycling-Stoffe aufgewendet wurde, nicht bei der Berechnung des Primärenergieinhalts berücksichtigt.
Rohstoffe, Transport
Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit von Dämmstoffen spielen neben dem Primärenergieinhalt auch Kriterien wie die Art der Rohstoffe sowie ihr An-und Abbau, ihre Herkunft und die Transportwege eine entscheidende Rolle. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gelten zwar als nachhaltig gegenüber konventionellen Dämmmaterialien. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass durch den Anbau von nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen wie z. B. Flachs und Hanf teilweise große Bodenflächen benötigt werden, die für Pflanzen für Nahrungsmittel nicht mehr zur Verfügung stehen.
Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die bei der Herstellung von Bauprodukten oder anderen Gütern anfallen, z. B. Holzfasern, sind daher besser zu bewerten. Bei mineralischen Rohstoffen, z. B. Gesteinen zur Herstellung von Mineralwolle, sind dagegen umweltschonende Abbauverfahren für die Bewertung der Nachhaltigkeit relevant.
Ein weiteres Kriterium für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Dämmstoffen sind die Transportwege für die Rohstoffe. Besonders gut schneiden hierbei Rohstoffe ab, die regional verfügbar sind und nur über kurze Entfernungen transportiert werden müssen wie z. B. Holz und Zellulose. Bei Schafwolle hingegen ist zu beachten, dass für deren Transport je nach Herkunftsland erhebliche Transportwege anfallen können, wenn diese von anderen Kontinenten importiert wird, z. B. bei Schafwolle aus Australien. Auch Kokosfasern sind aufgrund des langen Transports aus Übersee eher ungünstig zu bewerten.
Schädliche Inhaltsstoffe
Nachhaltige Dämmstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine für die Umwelt oder den Menschen bzw. andere Lebewesen schädlichen Inhaltsstoffe oder Substanzen enthalten. Entscheidend ist, ob schädliche Substanzen im Dämmstoff gebunden sind und somit keine Gefahr darstellen oder frei vorhanden sind und daher beispielsweise ausdiffundieren können.
Als schädliche Substanzen gelten beispielsweise Borsalze, die in vielen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen als Flammschutzmittel zur Verbesserung des Brandschutzes eingesetzt werden. Dagegen sind Formaldehyd in Mineralwolle und Styrol in Polystyrolen unbedenklich, da sie in der Regel in chemisch gebundener Form vorliegen.
Entsorgung, Rückführung in die natürlichen Stoffkreisläufe, Wiederverwertung
Nachhaltige Dämmstoffe lassen sich beim Rückbau oder Abbruch problemlos in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückführen. Dämmstoffe aus nachwachsen den Rohstoffen können beispielsweise kompostiert werden, wenn sie keine künstlichen Bestandteile wie synthetische Fasern enthalten oder mit Flammschutzmitteln imprägniert sind. Dämmstoffe aus aufgeblähten mineralischen Stoffen können als Zuschläge für Beton und Mörtel wiederverwendet werden, sofern sie keine schädlichen Substanzen wie z.B. Borsalze (Flammschutzmittel) enthalten. Dagegen sind Dämmstoffe aus Mineralwolle in der Regel nicht ohne Weiteres für eine Rückführung in die Stoffkreisläufe geeignet und müssen deponiert werden. Dämmstoffe aus Polystyrolen (EPS, XPS) lassen sich thermisch verwerten, sodass ein großer Teil ihres Energieinhalts genutzt werden kann.
Zertifizierung und Gütesiegel
Der Nachweis der Qualität der umweltschonenden Eigenschaften nachhaltiger Dämmstoffe wird durch eine entsprechende Zertifizierung erbracht. Beispielsweise existieren das Zertifikat „natureplus“ des gleichnamigen Vereins [1], das Gütesiegel „Blauer Engel“ [2] und das RALGütezeichen [3].
Das Zertifikat von „natureplus“ bestätigt die Einhaltung hoher Anforderungen auf allen relevanten Gebieten der
Nachhaltigkeit von Bauprodukten und genießt sowohl bei Baufachleuten und Verbrauchern als auch bei Umweltverbänden, Regierungsinstitutionen und Systemen der Gebäudebewertung eine hohe Anerkennung.
Maßgebende Kriterien für die Zertifizierung sind die Ökobilanz des Herstellungsprozesses (z.B. Primärenergieverbrauch, CO Emissionen), produktspezifische Laboruntersuchungen (auf schädliche Substanzen wie FormaldehydEmissionen, Schwermetalle, Biozide) sowie die Analyse des Produktkreislaufs hinsichtlich umweltverträglicher Ressourcengewinnung und Wiederverwertung.
Mit dem Umweltzeichen von nature plus werden nur solche Dämmstoffe ausgezeichnet, die mindestens zu 85 % aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen bestehen. Außerdem dürfen die Dämmstoffe einen bestimmten Primärenergieinhalt nicht überschreiten (dieser ist abhängig vom Rohstoff) und keine Stoffe enthalten, die gesundheits- und umweltschädlich sind.
Eine Datenbank enthält eine umfangreiche Liste aller zertifizierten Dämmstoffe aus nachwachsenden und mineralischen Rohstoffen (www.natureplusdatabase.org).
Das Gütezeichen „Blauer Engel“ wird für Bauprodukte verliehen, die umweltschonend sind, als gesundheitlich unbedenklich gelten und keine Schadstoffe enthalten. Mit diesem Gütezeichen werden Dämmstoffe aus Steinwolle und Glaswolle sowie Holzwolleprodukte zertifiziert.
Das RALGütezeichen dient zur Zertifizierung von Dämmstoffen aus Mineralwolle und gibt an, dass diese Stoffe keine krebserregenden Mineralfasern enthalten, die in die Lunge gelangen können.
Anwendung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen
Häufig verwendete Dämmstoffe aus nachwachsen
den Rohstoffen sind:
- Flachs
- Hanf
- Holzfasern, Holzspäne
- Kokos
- Kork
- Reet
- Schafwolle
- Stroh
- Zellulose
Die Rohstoffe, die für die Herstellung der Dämmstoffe verwendet werden, stammen entweder aus der land- oder forstwirtschaftlichen Produktion oder fallen als Nebenprodukte bei der Produktion von Baustoffen (z. B. Holzfasern) an.
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (nawaRo) werden in verschiedenen Formen angeboten. Die Produktpalette reicht von Platten (z. B. Holzfaserplatten) und Matten bis hin zu losen Dämmstoffen, die als Einblasdämmung und Schüttung verwendet werden (z. B. Zellulose, Holzspäne). Der Marktanteil von Dämmstoffen aus nawaRo ist in Deutschland relativ gering und betrug im Jahre 2021 unter 10 % [4].
Regelwerke
Während die Anwendungsbereiche sowie Anforderungen und Eigenschaften für konventionelle Dämmstoffe in der Regel in Normen umfassend geregelt sind, existieren für die meisten Dämmstoffe aus nach wachsenden Rohstoffen lediglich bauaufsichtliche Zulassungen.
Eine Ausnahme hiervon bilden Holzwolle-Leichtbauplatten (WW) nach DIN EN 13168 [5], expandierter Kork (ICB) nach DIN 13170 [6] und Holzfaserdämmstoff (WF) nach DIN EN 13171 [7], die in den genannten Normen geregelt sind.
Für konventionelle Dämmstoffe (z. B. EPS, XPS usw.) steht dagegen ein umfassendes Regelwerk in Form von europäischen und nationalen Normen zur Verfügung. Beispielsweise sind die anwendungsbezogenen Anforderungen an Wärmedämmstoffe in DIN 410810 [8] geregelt, für Anforderungen und Eigenschaften der Dämmstoffe gilt die Normenreihe DIN EN 13162 bis DIN EN 13171. Auch wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte, die für die Nachweise des Wärme und Feuchteschutzes benötigt werden, werden in DIN 41084 [9] mit wenigen Ausnahmen nur für konventionelle Wärmedämmstoffe angegeben, die in europäischen Normen geregelt sind.
Dagegen finden sich dort für die meisten Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen keine Bemessungswerte. Durch diese teilweise historisch bedingte Vorgehensweise bei der Regelung von Wärmedämmstoffen wird die Anwendung von Dämmstoffen aus nawaRo in der Praxis erschwert. Hierbei ist auch zu beachten, dass bauaufsichtliche Zulassungen in der Regel zeitlich
begrenzt auf Antrag des Herstellers vom DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin) erteilt werden (in der Regel für eine Geltungsdauer von fünf Jahren).
Anwendung, Wärmeschutz, Brandschutz
Die Anwendungsgebiete und bauphysikalischen Kennwerte von Dämmstoffen aus nawaRo ergeben sich aus den bauaufsichtlichen Zulassungen sowie für wenige Dämmstoffe aus den bereits genannten Normen. Hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit erreichen Dämmstoffe aus nawaRo im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen in der Regel gleiche oder geringfügig schlechtere Kennwerte und sind somit als gleichwertig einzustufen.
Beim Brandverhalten ergeben sich allerdings einige Nachteile gegenüber vielen konventionellen Dämmstoffen. Da Dämmstoffe aus nawaRo aus organischen Rohstoffen hergestellt werden, gelten sie als brennbar und werden nach der Klassifizierung der DIN 41021 [9] in Baustoffklasse B (brennbar) eingestuft. Dabei werden die meisten Dämmstoffe aus nawaRo der Baustoffklasse B2 (normalentflammbar) zugeordnet. Auch nach der europäischen Baustoffklassifizierung nach DIN EN 135011 [10] erfolgt eine Einstufung in die Klassen D und E (normalentflammbar, brennendes Abtropfen/Abfallen). Aus diesem Grund ist die Anwendung von Dämmstoffen aus nawaRo zurzeit auf die Gebäudeklassen 1 bis 3 (Gebäude geringer Höhe bis 7 m) begrenzt.
Die Anforderungen an den Brandschutz ergeben sich aus der Musterbauordnung (MBO) [11], die hier stellvertretend für die Landesbauordnungen herangezogen wird. Nach § 28 MBO müssen die Oberflächen von Außenwänden sowie Außenwandbekleidungen einschließlich der Dämmstoffe schwerentflammbar oder nichtbrennbar sein. Dies entspricht Baustoffklasse B1 nach der Klassifizierung der DIN 41021. Außerdem wird gefordert, dass Dämmstoffe nicht brennend abfallen oder abtropfen dürfen. Diese Regeln gelten allerdings nicht für die Gebäudeklassen 1 bis 3, d. h. für Gebäude niedriger Höhe bis 7 m. Hier dürfen auch normalentflammbare Dämmstoffe (Baustoffklasse B2 nach DIN 4102) eingesetzt werden. Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 4 (bis 13 m) und 5 (bis 22 m) sind zwingend nicht brennbare Dämmstoffe vorgeschrieben. Gleiches gilt für Hochhäuser (> 22 m Höhe).
Als Fazit kann festgehalten werden, dass Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen aus Gründen des Brandschutzes zurzeit nur für Gebäude niedriger Höhe (bis 7 m) zugelassen sind, sofern sie der Baustoffklasse B2 (normalentflammbar) zugeordnet sind. Für eine breitere Anwendung sind Verbesserungen des Brandverhaltens erforderlich, um die Anforderungen an den Brandschutz zu erfüllen.
Vakuumdämmung
Die Vakuumdämmung zählt zu den Hochleistungsdämmstoffen, d. h., sie ermöglicht hohe Wärmedämmeigenschaften bei einer sehr geringen Dicke im Vergleich zu anderen Dämmstoffen. Die Vakuumdämmung besteht aus einzelnen Vakuum-IsolationsPaneelen (VIP). Bei einem Vakuum-IsolationsPaneel handelt es sich um eine Dämmstoffplatte – meist aus Kieselsäure –, die mit einer Folie umhüllt und evakuiert, d. h. entlüftet ist.
Im VIP herrscht somit quasi ein Vakuum, theoretisch ist hier die Wärmeleitfähigkeit gleich null. Allerdings treten im Bereich der Ränder der Vakuum-Isolations-Paneele Wärmeströme auf, sodass auch bei der Vakuumdämmung ein sehr geringer Wärmedurchgang vorhanden ist. Die Wärmeleitfähigkeit ist allerdings sehr gering und liegt je nach Aufbau und Größe der VIPs in einem Bereich von etwa < 0,005 W/(mK).
Zum Vergleich: Ein üblicher Dämmstoff besitzt eine Wärmeleitfähigkeit von ca. 0,040 W/(mK), d. h., mit einer Vakuumdämmung wird bei gleicher Dicke eine etwa acht bis zehnmal bessere Dämmleistung erzielt. Hieraus ergeben sich auch die wesentlichen Vorteile der Vakuumdämmung gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen.
Da deutlich geringere Dämmstärken erforderlich sind, um die gleiche Dämmleistung zu realisieren, eignet sich die Vakuumdämmung sehr gut für die energetische Sanierung im Bestand. Die Bauteilstärken bleiben moderat und werden nur um wenige Zentimeter gegenüber dem Bestand erhöht, selbst wenn sehr geringe Wärmedurchgangskoeffizienten erreicht werden sollen. Auch für Neubauten ist die Vakuumdämmung sehr gut geeignet. Dies gilt insbesondere dann, wenn Gebäude mit einem sehr geringen Energiebedarf für Raumwärme gefordert werden.
Allerdings gibt es auch einige Nachteile. Beispielsweise dürfen die VakuumIsolations-Paneele nicht beschädigt werden (z. B. durch Anbohren), da in diesem Fall das VIP belüftet wird und die Wärmeleitfähigkeit stark ansteigt. Außerdem ist eine detaillierte Planung erforderlich, aus der Lage und Größe der einzelnen VIPs hervorgehen. Eine nachträgliche Bearbeitung der Vakuum-
Isolations-Paneele vor Ort, wie dies beim Aufbringen herkömmlicher Dämmstoffe üblich ist, ist auf der Baustelle nicht möglich. Ein weiterer Nachteil, der zurzeit noch gegen einen häufigeren Einsatz der Vakuumdämmung spricht, sind die relativ hohen Kosten für Planung, Ausführung und Material im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen.
Transparente Wärmedämmung
Bei der transparenten Wärmedämmung (TWD) handelt es sich um ein Dämmsystem, das den Wärmestrom von innen nach außen verringert, d. h. als übliche Wärmedämmung wirkt, und gleichzeitig in der Lage ist, Wärme aus Sonnenstrahlung zu generieren und diese den Räumen zur Verfügung zu stellen. Es werden verschiedene Systeme unterschieden.
Die einfachste Form (direktes System) ergibt sich, indem die transparente Wärmedämmung Teil der Gebäudehülle ist und wie ein Fenster Sonnenstrahlung in den Raum lässt. Die Sonnenstrahlung wird auf den Raumoberflächen in Wärme umgewandelt.
Bei indirekten Systemen ist die TWD auf einem Bauteil, z. B. auf einer Außenwand, angeordnet. Auf der Rückseite der transparenten Wärmedämmung befindet sich ein Absorber, der die Sonnenstrahlung in Wärme umwandelt. Die so erzeugte solare Wärme wird vom Bauteil aufgenommen und den dahinterliegenden Räumen zur Verfügung gestellt.
Das grundsätzliche Prinzip der TWD ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Die TWD ist unbedingt mit einer sensorgesteuerten Sonnenschutzvorrichtung zu versehen, um ein zu starkes Aufheizen der Räume im Sommer zu vermeiden. Obwohl das Prinzip der TWD schon seit Jahrzehnten bekannt ist, beschränkt sich ihre Anwendung bis heute auf einzelne Objekte. Dies liegt einerseits an den höheren Kosten für Wärmedämmung und den obligatorischen Sonnenschutzmaßnahmen und andererseits an weiteren nachteiligen Randbedingungen wie beispielsweise einer fehlenden Normung.
Literatur:
[1] Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen – natureplus e. V., Neckargemünd
[2] RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V., Bonn
[3] RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V., Bonn
[4] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
[5] DIN EN 13168 (201504): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[6] DIN EN 13170 (201504): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[7] DIN EN 13171 (201504): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[8] DIN 410810 (201512): Wärmeschutz und EnergieEinsparung in Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe; Beuth Verlag, Berlin
[9] DIN 41084 (202011): Wärmeschutz und EnergieEinsparung in Gebäuden – Teil 4: Wärme und feuchteschutztechnische Bemessungswerte; Beuth
[10] DIN 41021 (199805): Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 1: Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen; Beuth Verlag, Berlin
[11] DIN EN 135011 (201905): Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten; Beuth Verlag, Berlin
[12] Musterbauordnung (MBO); Fassung November 2002, zuletzt geändert durch Beschluss der Bauministerkonferenz vom 27.09.2019
[13] DIN EN 13162 (201504): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
[14] DIN EN 13163 (201702): Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation; Beuth Verlag, Berlin
Quelle: Forum Verlag Herkert GmbH Infodienst Der Bauleiter
Bildquelle: lavizzara – stock.adobe.com
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