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Klimagerechtes Bauen

Klimagerecht zu bauen und Gebäude anschließend klimagerecht zu betreiben, gehört zu den großen Herausforderungen der Baubranche. Insbesondere durch den fortschreitenden Klimawandel müssen energiesparende und klimaangepasste Lösungen gefunden werden. Das betrifft nicht nur die Bauplanung und -ausführung, sondern eben auch den anschließenden Betrieb. Mittlerweile existieren viele unterschiedliche Konzepte und Herangehensweisen an klimagerechtes Bauen. Da ist es wichtig, für das eigene Bauvorhaben eine passende Lösung zu finden.

Was versteht man unter Klimagerechtigkeit?

Klimagerechtigkeit steht für die Verantwortung einzelner Länder für die jeweils ausgestoßenen Treibhausgase und die damit zusammenhängende Erderwärmung. Die „Gerechtigkeit“ beschreibt dabei die Notwendigkeit der unterschiedlichen Länder, entgegenwirkende Maßnahmen zu ergreifen und den Klimawandel zu verlangsamen.

Warum ist Klimagerechtigkeit wichtig?

An dieser Stelle kommt das sog. Verursacherprinzip in Spiel. Danach müssen Industrieländer die einen vergleichsweise hohen CO2-Ausstoß haben, umfassendere Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen.

Was bedeutet klimagerechtes Bauen?

Um den klimatischen und geografischen Begebenheiten vor Ort gerecht zu werden, muss das entsprechende Gebäude an die Bedingungen der Umwelt angepasst werden. Demzufolge sollte bereits im Rahmen der Bauplanung eine genaue Bestandaufnahme des Grundstücks und der angrenzenden Umgebung stattfinden – d.h. ein Gebäude muss immer auch in einem baulichen Kontext betrachtet werden.

So lassen sich, wenn es um klimagerechtes Bauen geht, zwei Grundsätze formulieren: Zum einen geht es um die Anpassung der Immobilie an veränderte Wetterbedingungen, zum anderen um die Auswirkungen des Gebäudes auf das Klima.

Als Pendants zu „klimagerecht“ werden im Sprachgebrauch oft „klimaoptimiert“ oder „klimaangepasst“ verwendet. Wobei sich die Klimaanpassung meist auf Prozesse und die Produktion bezieht und somit im Kontext des klimagerechten Bauens vor allem für alle operationellen Vorgänge verwendet werden kann. Hauptziel der Klimaanpassung ist die Reduktion von Treibhausgasemissionen und die Verbindung von Mensch und Umwelt. Dafür hat die Bundesregierung eine Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) erarbeitet, die alle sechs Jahre handlungsfeldübergreifende Risikoanalysen durchführt.

Eine gelungene Klimaanpassung funktioniert nur, wenn verschiedene Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche zusammenarbeiten und gleichzeitig ihren Teil zur Klimafreundlichkeit beitragen. Die Teilbereiche gliedern sich in fünf große Bereiche:

  • Natürliche Systeme und Ressourcen
  • naturnutzende Wirtschaftssysteme
  • Infrastrukturen und Gebäude
  • naturferne Wirtschaftssysteme
  • Menschen und soziale Systeme
Dabei fällt im Bereich Infrastrukturen und Gebäude dem klimagerechten Bauen eine Schlüsselaufgabe zu. Klimaoptimierung hingegen beschreibt den Grad der Anpassung z. B. einer Immobilie an die Herausforderungen des Klimawandels.

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Ziele des klimagerechten Bauens und Sanierens

Warum klimagerecht bauen oder sanieren?

Aufgrund ihrer langen Lebensdauer spielen Gebäude für den Klimaschutz eine wichtige Rolle. Vor allem, weil der Gebäudesektor einer der größten Energieverbraucher in unserer Gesellschaft ist. Genau an dieser Stelle versuchen die unterschiedlichen Konzepte des klimagerechten Bauens anzusetzen. 

Zu den bauphysikalischen Zielen klimagerechten Bauens gehören:

  • Kaltluftentstehungsgebiete zu sichern
  • Luftaustauschbahnen freizuhalten
  • Ausgleichsräume zu sichern, bzw. zu schaffen
Möglichkeiten, einen Neubau oder Bestand klimagerecht zu gestalten, sind:
  • Effiziente Heiz- und Gebäudetechnik
  • Verbesserung der Dämmung
  • Nutzung regenerativer Energien
  • Verwendung nachhaltiger Baustoffe
Geleichzeitig sollte darauf geachtet werden die Flächen(neu)versiegelung so gering wie möglich zu halten, um Hitzestauung und Überflutung zu vermeiden – im Bestand könnten Entsiegelungen vorgenommen werden. Ein zusätzlicher Aspekt, der in puncto klimagerechtes Bauen den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat, ist, Gebäude vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Diese Anforderungen sind u.a.:
  • Steigende Temperaturen
  • Extreme Wetterphänomene (Starkregen, Überflutung, Sturm, Hitze, Erdverschiebung, Schneelast)
Um Immobilien zukunftssicher und -fähig zu errichten oder zu erhalten, ist klimagerechtes Bauen zu einem wichtigen Faktor geworden. Gleichzeitig bedeutet klimaoptimiertes Bauen und Sanieren auch, dass bei Eintritt eines Schadenfalls, der durch Extremwettereignisse verursacht wurde, der Schadensumfang vergleichsweise gering ausfällt. Dabei sollte auch der Gebäudewert und vor allem die Werterhaltung nicht vergessen werden – Klimagerechte Immobilien besitzen meist einen hohen Verkehrswert. Aber bei klimagerechten Bauen geht es eben nicht nur um das Erreichen bestimmter Ziele, sondern um das Verhindern bestimmter negativer Folgeerscheinungen nicht klimagerechten Bauens.

Was kann durch klimagerechtes Bauen verhindert werden?

Zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels in Ballungsräumen gehören:

  • Negativ-Bilanz für die Wasser- und Energieversorgung
  • Beeinträchtigungen von Infrastrukturen
  • Stärker gefordertes Gesundheitswesen
  • schlechte Versorgungssituation

Klimagerechte Aspekte des Gebäudeentwurfs

>Bereits bei der Auswahl des Baugrundstücks können klimabewusste Fragen gestellt werden: Begünstig die Lage den Einsatz von Solarenergie? Welche Neigung hat ein etwaiges Gefälle und besteht Überflutungsgefahr? Wie ist der Anschluss an Strom-, Wasser- und Abwassernetze?

Dabei kann bereits bei der Bauplanung auf Klimagerechtigkeit geachtet und in unterschiedliche Phasen unterteilt werden:

Phase 1 Klimagerechtigkeit in der Bauleitplanung
Phase 2 Klimagerechtigkeit in den Planungsvoraussetzungen und Planungsgegebenheiten
Phase 3 klimagerechter städtebaulicher Entwurf
Phase 4 Klimagerechtigkeit im Bebauungsplan
Phase 5 klimagerechte vertragliche Regelungen

Nachhaltige Ressourcen

Energiebilanz und somit für das klimagerechte Bauen ist entscheidend, ob ein Gebäude klimaangepasst errichtet wurde. Dabei spielt die Auswahl der Baustoffe eine entscheidende Rolle. Nachhaltige Ressourcen bilden hierbei ein Grundelement des klimagerechten Bauens. Zu ihnen gehören:

  • Wandelemente aus Holz
  • Füllungen aus Zellulose und Holzfasern
  • Dämmung aus Hanf, Kork, Holz, Wolle oder Schilf
  • Lehmputz im Innenbereich
Zwar sind bislang nachhaltige Baustoffe nicht kostengünstiger als Beton und Co. Doch kann sich die Investition bereits mittelfristig lohnen, indem die laufenden Kosten geringer sind. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass diverse Kosten teilweise oder zur Gänze durch staatliche Förderprogramme subventioniert oder steuerlich abgeschrieben werden können. Dahingehend findet derzeit eine Überarbeitung der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ statt. Damit eine Subvention oder Zuschüsse möglichst reibungslos ablaufen, ist es ratsam von Bauprojektbeginn an mit einem Energieberater zusammenzuarbeiten. Um die eigene Energiebilanz noch zu verbessern, kann zusätzlich auf energieeffiziente Bauteile – wie Fenster und Türen – zurückgegriffen werden.

Technisches Regelwerk

Die Verwendung nachhaltiger Baustoffe für klimagerechtes Bauen setzt immer voraus, dass diese regelkonform produziert und eingesetzt werden. Für bestimmte Baubereiche gelten unterschiedliche Normen und technische Regeln. Zu den Wichtigsten gehören:

Erdberührte Bauteile

Dachabdichtung und Dachdeckung

Außenwand- und Fassadenflächen

  • DIN 4108: Wärmeschutz- und Energieeinsparung in Gebäuden
  • DIN V 18599: Energetische Bewertung von Gebäuden
  • DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen
  • Regelwerke des ZVDG und ZVSHK

Technische Gebäudeausrüstung und effizienter Anlagenbetrieb

Vor allem bei Strom, Wärme und Wasser lässt sich der ökologische Fußabdruck der Immobilie (Corporate Carbon Footprint) verkleinern. Durch Solaranlagen zur Eigenstromgewinnung, über Wärmeversorgung durch Pelletheizungen oder Heizanlagen mit Wärmepumpentechnik können einerseits der Energiebedarf und – aufwand und andererseits die Emissionen verringert werden. Dabei spielen smarte Energiesysteme eine immer wichtigere Rolle, um Eigenstrom bestmöglich zu nutzen.

Durch Regenwassermanagement lässt sich das Niederschlagswasser in einer Zisterne sammeln und in den Wasserkreislauf des Gebäudes einspeisen. Dabei kann sog. Grauwasser zusätzlich aufbereitet und in größerem Umfang genutzt werden.

Fazit: Rentiert sich klimagerechtes Bauen?

Eine allgemeine Temperaturerwärmung kann verstärkt zu Schimmel, Moosen, Schwämmen und Algen führen. Gleichzeitig können Bauphysikalische Eigenschaften nicht mehr ausreichen, um z. B. den einen geregelten Wasserabfluss zu garantieren. Eine verschlechterte Luftqualität kann zu Ablagerungen auf der Außenwand und bei bestimmten Baustoffen zur erhöhten Abnutzung führen.

In den meisten Fällen bedeutet, eine klimagerechte Immobilie zu betreiben, auch, dass im Schadensfall durch Umwelteinflüsse geringere Kosten entstehen als bei herkömmlichen Bauweisen.

Grundsätzlich sind Gebäude in Deutschland aber ausreichend gegen den Klimawandel geschützt – aber sie verlangsamen diesen eben nicht, sondern begünstigen ihn in vielen Fällen sogar. Die unmittelbaren Folgen nicht klimagerechten Bauens an der Umwelt sind weniger direkt greifbar. Sie zeigen sich aber in der Beschleunigung des Klimawandels.

Inwiefern sich klimagerechtes Bauen aus finanzieller Sicht rentiert, muss im Einzelfall geklärt werden. Klar ist aber: in den kommenden Jahren besteht Handlungsnotwendigkeit, um den Klimawandel zu verlangsamen. Ratsam wäre es sicherlich, bereits zum jetzigen Zeitpunkt klimagerechter und nachhaltiger zu planen und zu bauen, um kostenintensive Instandhaltungsmaßnahmen in der Zukunft zu verringern.

Bildquelle Header: Lulu Berlu – stock.adobe.com